Worauf Patchwork-Familien achten sollten (2) – what patchwork families should pay attention to (2)

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Fortsetzung

Vor der Abfassung des Testamentes müssen die Partner der Patchworkfamilie unbedingt folgende Fragen klären:

  • Sollen alle Kinder ob gemeinsam oder nicht gleich behandelt werden oder sollen Unterschiede gemacht werden?
  • Wie wird der überlebende Ehegatte abgesichert?
  • Was ist bei gleichzeitigem Versterben der Ehegatten?
  • Der jeweilige Ex-Ehegatte soll nicht über die Kinder an das Vermögen kommen?
  • Pflichtteilsansprüche ausschließen?

Variante 1

Die Partner möchten dass alle Kinder, gleich ob gemeinsam, aus früherer Ehe, im Haushalt lebend oder nicht, gleich behandelt werden

Dann bietet sich wieder das Berliner Testament an, allerdings mit eindeutiger Formulierung in Bezug auf die Kinder, z. B. mit dem erläuternden Zusatz, wer mit „unsere Kinder“ gemeint ist: „Wir setzen uns gegenseitig zu unserem alleinigen Vollerben ein. Erben des letztversterbenden von uns sind unsere Kinder. Unsere Kinder, sind sowohl unsere gemeinsamen Kinder, als auch die Kinder aus unseren vorherigen Beziehungen.“

Gleichzeitig sollte festgelegt werden, dass dies auch für den Fall des gleichzeitigen oder kurz hintereinander liegenden (innerhalb eines Monats) Versterbens der Ehegatten gelten soll. Probleme gibt es hier wegen der unterschiedlichen Pflichtteilsansprüche der Kinder aus den vorherigen Verbindungen.

In vorgenannten Beispiel setzten sich der Ehemann und die Ehefrau als Alleinerben ein und nach dem Tod des Letztversterbenden die Tochter (des Ehemannes) und den Sohn (der Ehefrau) zu gleichen Teilen. Nun verstirbt der Ehemann zuerst. Alleinerbin wird die Ehefrau. Die Tochter des Ehemannes kann ihren Pflichtteil einfordern in Höhe von ¼. 

Nach dem Tod der Ehefrau erben die beiden Kinder wieder zu gleichen, allerdings wurde der Nachlass zuvor von der Tochter des Ehemannes um ¼ geschröpft, sodass die Kinder doch wieder ungleich bedacht werden.

Hier wäre es am sinnvollsten, die Kinder vorab zu Pflichtteilsverzichten zu bewegen. Eine weitere Möglichkeit wäre die Aufnahme von sogenannten Pflichtteilsstrafklauseln im Testament.

Wer dennoch den Pflichtteil geltend macht, ist einschließlich seiner Abkömmlinge von der Schlusserbfolge ausgeschlossen. Um die gerechte Verteilung zu gewährleisten, sollten diese Testamente auch Bindungswirkung ausgestaltet werden, sodass der überlebende Ehegatte das gemeinschaftliche Testament nicht nach dem Tod der Erstversterbenden einseitig ändern kann.

Bei größeren Vermögen sollte zum Ausglich der steuerlichen Nachteile mit Drittbestimmungsvermächtnissen zugunsten der Kinder auf den ersten Todesfall gearbeitet werden, um die Freibeträge nach dem Tod des Erstversterbenden gegebenenfalls ausnutzen zu können. Insoweit behandelt das Erbschaftssteuerrecht die Stiefkinder wie die Kinder der Freibetrag liegt bei 400.000 €.

Variante 2

Die jeweils eigenen Kinder sollen begünstigt werden

Das Vermögen des jeweiligen Partners soll also letztendlich an seine eigenen leiblichen Kinder aus der vorherigen Verbindung fließen bzw. an gemeinsame Kinder fließen, nicht jedoch an die Stiefkinder.

Meistens ist noch gewünscht, dass der Partner zu Lebzeiten abgesichert ist, die Begünstigung der eigenen Kinder also erst nach dem Ableben der Letztversterbenden eintritt.

Hier bieten sich Regelungen an, nach denen der Ehepartner nur zum Vorerben wird, das Vermögen also treuhänderisch hält und lediglich die Früchte daraus, wie Selbstnutzung einer Immobilie, Mieteinnahmen oder Zinsen behalten darf.

Im Beispiel stirbt der Ehemann zuerst. Die Ehefrau wir Vorerbin. Sie bewohnt das Haus und zieht die Zinsen von seinen Wertpapieranlagen ein. Nach dem Tod der Ehefrau geht das Vermögen des Ehemannes im Bestand ungeschmälert an dessen Tochter. Das Eigenvermögen der Ehefrau geht an deren Sohn. Damit erhält schlussendlich jedes Kind nur das Vermögen des leiblichen Elternteiles.

Ähnlich wäre auch eine Nießbrauchvermächtnislösung für den Partner. Die leiblichen Kinder werden Erben, der Ehepartner erhält im Vermächtniswege aber den lebenslangen Nießbrauch und kann so Immobilien, Geldvermögen nutzen und Erträge für sich verbrauchen.

English version

Before writing the last will, the patchwork family partners must be sure to answer the following questions:

  • Should all children be treated together or not the same or should differences be made?
  • How is the surviving spouse insured?
  • What happens if the spouses die at the same time?
  • The respective ex-spouse should not come to the fortune over the children?
  • Exclude compulsory share claims?

Option 1

The partners want all children, whether together, from a previous marriage, living or not, to be treated equally

Then again, the Berlin Testament offers, but with clear structure in relation to the children, e.g. with the explanatory addition, who is meant by "our children“: "We use each other for our sole full life. Heirs of the last-deceased of us are our children. Our children are both our common children and the children from our previous relationships". 

At the same time, it should be stated that this also applies to the case of the simultaneous or short-term (within one month) dying of the spouses.There are problems here because of the different compulsory entitlement of the children from the previous connections.

In our before mentioned example, The husband and the wife sat down as sole heirs and after the death of the last deceased the children Tatjana (daughter of Heinz) and the son Sebastian (son of wife) in equal parts. Now the husband dies first. Sole heir becomes the wife. The daughter of the husband can claim her compulsory portion in the amount of ¼. 

After the death of the wife, the two children inherit the same, however, the estate was previously overrun by the daughter by ¼, so that the children are again unequally considered. Here it would be most useful to move the children in advance to compulsory parting. Another possibility would be the inclusion of so-called mandatory partial punishment clauses in the last will.

Anyone who asserts the compulsory portion is excluded from the final succession including his descendants. In order to ensure equitable distribution, these wills should also be binding so that the surviving spouse can not unilaterally change the will of the community after the death of the first-deceased.

For larger assets should be used to offset the tax disadvantages with Drittbestimmungsvermächtnissen in favor of children on the first death in order to take advantage of the allowances after the death of the first-deceased, if necessary. In that regard, inheritance tax law treats the stepchildren as the children of the free allowance which is € 400,000.

Pption 2

The own / common children of the spouses should be favored

The assets of each partner should ultimately flow to his own biological children from the previous connection or flow to common children but not to the stepchildren.

Mostly it is still desired that the partner is secured during his lifetime so the favoring of their own children occurs only after the demise of the last-deceased.Here, there are rules according to which the spouse only becomes a forerunner so that the assets are held in trust and can only retain the fruits of them such as self-use of a property, rental income or interest.

In the before mentioned example, the husband dies first. The wife becomes the primarly heir. She lives in the husband's house and collects the interest from his securities investments. After the death of the wife, the assets of the husband in the stock go unimpaired to his daughter (of the husband). The property of the wife goes solely to her son. Ultimately, each child only receives the assets of the birth parent.

Similarly possible would be an usufruct-legacy solution for the partner. The biological children become heirs but the spouse receives the lifelong usufruct in the legacy way and can thus use real estate, financial assets and consume income for themselves.


Rechtstipp aus den Rechtsgebieten

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