Bußgeldbescheid wegen Nichteinhalten Abstand im Straßenverkehr – Fachanwalt für Verkehrsrecht

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Die Unterschreitung des erforderlichen Sicherheitsabstandes ist eine der am häufigsten geahndeten Ordnungswidrigkeiten im Straßenverkehr. Ein Abstandsverstoß kann fatale Folgen haben und führt regelmäßig nicht nur zu einem hohen Bußgeld und Punkten in Flensburg, sondern im schlimmsten Falle sogar zu einem Fahrverbot. Was viele Betroffene nicht wissen: Häufig sind die Bußgeldbescheide fehlerhaft, sodass sich ein Vorgehen gegen diese lohnen kann!


Welche Konsequenzen drohen bei zu geringem Abstand beim Autofahren? Was kostet zu dicht auffahren? 

Ein Abstandsverstoß kann erhebliche Sanktionen nach sich ziehen. Bei Nichteinhalten des erforderlichen Abstands drohen Bußgelder, Punkte im Verkehrszentralregister sowie Fahrverbote.

Die Höhe des drohenden Bußgeldes hängt insbesondere davon ab, mit welcher Geschwindigkeit gefahren wurde und wie viel Meter Abstand nicht eingehalten wurde.

Im Folgenden habe ich Ihnen ein paar Fälle zu geringen Abstands mit einem Kraftfahrzeug und den dann drohenden Folgen bei fahrlässigem (!) Handeln zusammengestellt. Abschießend ist diese Liste allerdings nicht. Bei vorsätzlichem Unterschreiten des Mindestabstands verdoppelt (!) sich das Bußgeld. 

Gefahrene Geschwindigkeit (+ jeweils Abstand in Metern weniger als ¼ des Tachowertes)

Bußgeld?

Punkt in Flensburg?

Fahrverbot?

Schneller als 80 km/h

In der Regel 75 Euro – 320 Euro 

1 Punkt in Flensburg

Nein

Schneller als 100 km/h 

In der Regel 75 Euro – 320 Euro

Bis zu 2 Punkte in Flensburg

Bis zu 3 Monate Fahrverbot

Schneller als 130 km/h

In der Regel 100 – 400 Euro

Bis zu 2 Punkte in Flensburg

Bis zu 3 Monate Fahrverbot


Schneller als 80 km/h und Abstand nicht eingehalten – was droht? Was passiert, wenn man zu dicht auffährt?

Erfolgt der Abstandsverstoß mit mehr als 80 km/h droht ein Bußgeld zwischen 75 € und 320 € sowie ein Punkt im Verkehrszentralregister. Die genaue Höhe der Strafe hängt davon ab, wie klein der Abstand zum Vordermann gewesen ist. Wenn der Abstand zum Vordermann weniger als 1/10 des halben Tachowertes gewesen ist, beläuft sich das Bußgeld beispielsweise auf 320 € und es wird ein Punkt im Verkehrszentralregister eingetragen.


Nichteinhalten Abstand bei Geschwindigkeit über 100 km/h – was droht mir? 

Bei einer Geschwindigkeit von mehr als 100 km/h drohen ebenfalls Bußgelder zwischen 75 € und 320 €. Allerdings können zusätzlich bis zu zwei Punkte im Verkehrszentralregister eingetragen werden. Daneben droht ein Fahrverbot von bis zu drei Monaten.


Nichteinhalten Abstand bei mehr als 130 km/h – was jetzt? 

Erfolgt der Abstandsverstoß mit mehr als 130 km/h, variiert das Bußgeld zwischen 100 € und 400 €. Daneben droht die Eintragung von zwei Punkten im Verkehrszentralregister sowie ein bis zu dreimonatiges Fahrverbot.


Mache ich mich strafbar, wenn ich zu wenig Abstand halte im Straßenverkehr?

Zu dichtes Auffahren über einen kurzen Zeitraum stellt grundsätzlich kein strafbares Verhalten dar. Allerdings kann sich derjenige, der über einen längeren Zeitraum den Sicherheitsabstand deutlich unterschreitet oder den Vordermann sogar mit Lichthupe versucht zu einem Spurwechsel zu bewegen (sog. „Drängeln“), wegen Nötigung nach § 240 StGB strafbar machen. Diese wird mit einer Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft.


Wie verhalten bei Vorwurf Abstand nicht eingehalten?

Sollten Sie wegen eines vermeintlichen Abstandsverstoßes von der Polizei angehalten werden oder einen entsprechenden Bußgeldbescheid erhalten haben, sollten Sie keinesfalls Angaben zur Sache machen. Dazu sind Sie nämlich nicht verpflichtet! Sie müssen lediglich Auskünfte zu Ihrer Person erteilen.


Kann ich mich gegen einen Bußgeldbescheid wehren?

Zu dichtes Auffahren kann gravierende Konsequenzen haben. Da viele Bußgeldbescheide fehlerhaft sind, lohnt es sich oftmals, dagegen vorzugehen. Innerhalb von 14 Tagen nach Zustellung des Bußgeldbescheids kann gegen diesen Einspruch eingelegt werden. Hierbei kann Ihnen ein Anwalt für Verkehrsrecht oder Anwalt für Strafrecht helfen.


Wann lohnt sich ein Vorgehen gegen den Bußgeldbescheid?

Bei Abstandsmessungen gibt es zahlreiche Fehlerquellen, welche Ansatzpunkte für ein anwaltliches Vorgehen liefern. Klassische Fehlerquellen sind die Folgenden:

  • Die jeweilige Messmethode wurde nicht ordnungsgemäß angewendet.
  • Die Messgeräte wurden nicht ordnungsgemäß geeicht.
  • Die Beamten, die die Messungen durchgeführt haben, haben die erforderlichen Schulungsnachweise nicht eingereicht.
  • Der Fahrer des Fahrzeugs kann nicht eindeutig identifiziert werden.
  • Der Bußgeldbescheid leidet unter formalen Fehlern. Das ist insbesondere der Fall, wenn die Tatzeit, Tatort oder die vorgeworfene Ordnungswidrigkeit nicht konkretisiert wird.


Wie viel Abstand muss ich im Straßenverkehr einhalten?

Der erforderliche Sicherheitsabstand zu anderen Autos variiert je nach Geschwindigkeit, Örtlichkeit, Wetterverhältnissen und Verkehrslage. Der Abstand zum vorausfahrenden Fahrzeug muss in der Regel so groß sein, dass auch dann hinter diesem gehalten werden kann, wenn es plötzlich gebremst wird (vgl. § 4 Abs. 1 StVO). Als Orientierung kann dabei auf die Faustformel „Abstand gleich halbe Tachometerzahl“ zurückgegriffen werden. Das bedeutet, dass beispielsweise bei einer Geschwindigkeit von 50 km/h, ein Abstand von mindestens 25 Metern eingehalten werden sollte.

Die Faustformel kann innerhalb geschlossener Ortschaften dahingehend abgewandelt werden, dass der Mindestabstand der Strecke entsprechen sollte, die in einer Sekunde zurückgelegt wird. Bei einer Geschwindigkeit von 50 km/h entspräche dies einem Mindestabstand von 15 Metern.


Wie wird der Abstand durch die Polizei gemessen?

Es existieren verschiedene Methoden, mit denen die Abstände gemessen werden können.

  • Brückenabstandsmessverfahren: Hierbei führen Polizeibeamte die Abstandsmessung von einer Brücke aus durch, indem sie die fahrenden Autos fotografieren.
  • Videoabstandsmessverfahren: Bei diesem Verfahren wird die Messung ebenfalls von einer Brücke aus vorgenommen. Sie erfolgt mittels zweier Kameras, von denen die eine den Fernbereich und die andere den Nahbereich filmt.
  • Police-Pilot-System: Bei dieser Methode messen speziell ausgestattete Fahrzeuge der Polizei die Geschwindigkeit anderer Fahrzeuge. Anhand dieser werden sodann die Abstände ermittelt.
  • Schätzung: Hierbei schätzen die Polizeibeamten die Abstände per Augenmaß ohne technische Hilfsmittel. Da diese Art der Messung extrem fehleranfällig ist, wird eine Toleranz in Höhe von 20-30 % in Abzug gebracht.


Wieso sollte man beim Autofahren Abstand halten?

Die Einhaltung von bestimmen Sicherheitsabständen im Straßenverkehr dient der Verhütung von Auffahrunfällen. Daneben soll die Übersicht der Kraftfahrer über die Straße verbessert werden und eine ausreichende Reaktionszeit ermöglicht werden.

Zudem kann zu dichtes Auffahren Stress und Verunsicherung bei anderen Verkehrsteilnehmern verursachen. Dadurch wird wiederum das Unfallrisiko erhöht.

Sollte es zu einer Abstandsunterschreitung kommen, droht nicht nur ein Bußgeld, sondern vor allem ein Unfall. Unter Umständen erfüllt die Unterschreitung des Abstands sogar den Straftatbestand der Nötigung.


Sollten Sie einen Bußgeldbescheid oder einen Anhörungsbogen mit dem Vorwurf der Nichteinhaltung des erforderlichen Abstands erhalten haben, wenden Sie sich am besten an einen erfahrenen und spezialisierten Fachanwalt für Verkehrsrecht. Dieser kann die Erfolgsaussichten eines etwaigen Vorgehens gegen den Vorwurf einschätzen und eine passende Verteidigungsstrategie für Sie erarbeiten.


Rechtstipp aus den Rechtsgebieten

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