Der Streit zwischen Geschwistern im Erbfall
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Eltern ist meistens bewusst, dass eine Ungleichbehandlung der Kinder einen Streit spätestens im Erbfall provoziert. Unterschätzt werden allerdings die vielzähligen Möglichkeiten der Ungleichbehandlung, die zwar bei den Kindern (ggf. unterbewusst) verankert sind, den Eltern aber nicht klar sind. Eine typische Fälle aus meiner Praxis stelle ich nachfolgend für Sie zusammen.
Beispiel 1: das mitarbeitende Kind
(Nur) eines der Kinder hilft den Eltern beruflich. Die häufigsten Fälle betreffen die Mithilfe im landwirtschaftlichen Betrieb oder in einem kleinen Betrieb, beispielsweise bei Handwerkern. Das helfende Kind unterstützt in der Regel über viele Jahre, meistens schon in jungen Jahren und erhält keine Vergütung. Aber nur mit dieser Mithilfe wachsen die Vermögenswerte der Eltern an. Im Erbfall partizipieren auch die anderen Geschwister an diesen Vermögenswerten. Die Ungleichbehandlung wird dann noch größer, wenn die zeitlich intensive Mithilfe verhindert, dass das helfende Kind eine gleichwertige Ausbildung im Vergleich zu anderen Geschwistern erhält und später deshalb weniger selbst verdient.
Beispiel 2: das pflegende und versorgende Kind
Eine ähnliche Situation gibt es, wenn die Eltern im Fall von Alter, Krankheit oder Unfall kurzfristig oder bis zum Tod eine zeitintensive Pflege benötigen. Das betrifft dann häufig das Kind, das vor Ort lebt, die Geschwister, die weiter entfernt sind, können diese Verantwortung besser abstreifen. Ist für diese Tätigkeit keine wirksame Pflegevergütung vereinbart, fühlt sich das pflegende Kind benachteiligt, auch deshalb, weil es die verbrauchte Zeit nicht selbst für die eigene Berufstätigkeit verwenden kann. Ich kenne viele Fälle, in denen das pflegende Kind die eigene Berufstätigkeit aufgeben muss.
Beispiel 3: die Vermögensentwicklung der Kinder
Eine Ungleichbehandlung entsteht fast automatisch dadurch, dass die Kinder unterschiedlich selbst verdienen und ggf. Ehepartner mit gutem Einkommen oder hohen Vermögenswerten haben. Die wirtschaftliche Vergleichssituation wird immer ungerecht sein und dies führt zu Neid. Wenn Eltern dies durch lebzeitige Zuwendungen an das schlechter gestellte Kind ausgleichen wollen, fühlen sich die anderen Kinder benachteiligt.
Beispiel 4: Familienstrukturen
Vergleich ist auch die Bedeutung der Familienstruktur der Kinder. Es ist ein Unterschied, ob ein Kind verheiratet und ohne Kinder ist und der Geschwisterteil mit zwei minderjährigen Kindern alleinerziehend kämpft. Andererseits kann ein Ungleichgewicht dadurch entstehen, dass ein Kind mehr Enkel produziert hat, als der Geschwisterteil und die Eltern wiederum die Enkel fördern.
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