Rechtstipps für Immobilienbesitzer mit Photovoltaikanlagen: Worauf Sie bei der Anbieterwahl achten sollten
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Die Energiewende hat Deutschland in den letzten Jahren erheblich verändert. Immobilienbesitzer haben zunehmend Interesse an nachhaltigen Energiequellen, wie Photovoltaikanlagen, Stromspeichern und Ladeinfrastrukturen, um unabhängiger von konventionellen Energieversorgern zu werden und langfristig Kosten zu sparen. Doch die wachsende Nachfrage nach Energiesystemen hat auch unerfahrene Anbieter und Glücksritter auf den Markt gezogen, die oft nur kurzfristig Gewinne erzielen wollen. Im Folgenden finden Sie rechtliche Tipps, wie Sie sich als Immobilienbesitzer vor unseriösen Anbietern und finanziellen Verlusten schützen können.
Die Auswirkungen der Energiekrise auf den Photovoltaikmarkt
Die Energiekrise 2022 führte zu einem Boom bei Photovoltaikanlagen, Wärmepumpen und anderen Energiesystemen, was die Preise in die Höhe trieb und die Verfügbarkeit stark einschränkte. Viele Verbraucher investierten aus Sorge vor Energieengpässen oder explodierenden Kosten, was dazu führte, dass zahlreiche neue und unerfahrene Anbieter den Markt betraten. Dies hat für Verbraucher oft negative Konsequenzen gehabt: Fehlinstallationen, mangelhafter Service und Insolvenzen sind keine Seltenheit. Deshalb ist Vorsicht geboten.
1. Achten Sie auf die Kompetenz des Anbieters
Bevor Sie sich für einen Anbieter entscheiden, sollten Sie dessen Kompetenz und Erfahrung prüfen. Verlässliche Hinweise bieten unter anderem die Dauer, die das Unternehmen bereits am Markt ist, und die Anzahl festangestellter Mitarbeiter. Ein seriöser Anbieter übernimmt nicht nur die Installation, sondern kümmert sich auch um Wartung und Service. Unternehmen, die Wartungspläne, E-Checks und langfristige Erreichbarkeit bieten, sind in der Regel besser aufgestellt, um Sie über die gesamte Lebensdauer Ihrer Anlage zu betreuen.
Rechtstipp: Unternehmen mit einer langjährigen Erfahrung und einem Sitz in Deutschland bieten eine größere Sicherheit im Falle von Garantieansprüchen oder Rechtsstreitigkeiten. Achten Sie darauf, dass alle Verträge und Vereinbarungen klar formuliert sind und dokumentiert werden.
2. Unseriöse Angebote erkennen und vermeiden
Viele neue Anbieter setzen auf aggressive Vertriebsmethoden, um Kunden zu gewinnen. Sie locken mit günstigen Preisen oder hohen Garantieversprechen für Produkte minderer Qualität, oft aus dem Ausland. Häufig fehlen Referenzen, und die Beratung ist lückenhaft. Achten Sie auf folgende Punkte, um unseriöse Angebote zu erkennen:
- Fehlende oder lückenhafte Referenzen: Seriöse Anbieter haben eine Historie erfolgreicher Projekte.
- Niedrige Produktqualität: Erkundigen Sie sich nach den Herstellern und deren Ruf am Markt.
- Unübliche Zahlungsbedingungen: Verlangen Anbieter 100 % Vorkasse oder raten generell von Anzahlungen ab, ist Vorsicht geboten.
- Fehlender Service und Wartungsangebote: Ein seriöser Anbieter bietet Wartungs- und Serviceleistungen, idealerweise durch festangestellte Mitarbeiter statt durch Subunternehmen.
Rechtstipp: Wenn Sie unsicher sind, ob ein Angebot seriös ist, können Sie bei Verbraucherzentralen Beratung suchen. Diese haben oft eine Übersicht verlässlicher Anbieter und helfen, Vertragsfallen zu vermeiden.
3. Zahlungsbedingungen prüfen und Verträge rechtlich absichern
Einige Anbieter nutzen irreführende Zahlungsbedingungen, um Kunden anzulocken. Grundsätzlich sind Teilzahlungen nach festgelegten Projektphasen üblich und bieten Sicherheit für beide Seiten. Vertraglich geregelte Anzahlungen für Materialien und Teilzahlungen nach Arbeitsschritten sind marktüblich und helfen, die finanzielle Liquidität des Unternehmens sicherzustellen. Anbieter, die hingegen ausschließlich auf Vorkasse bestehen, sollten kritisch hinterfragt werden.
Rechtstipp: Achten Sie auf eine detaillierte schriftliche Vereinbarung der Zahlungsmodalitäten. Prüfen Sie den Vertrag auch auf Kündigungs- und Rücktrittsrechte, falls der Anbieter die Arbeiten nicht ordnungsgemäß ausführt.
4. Produktqualität und Garantien genau prüfen
Die Qualität und Herkunft der eingesetzten Produkte ist ein weiterer wichtiger Faktor. Viele Anbieter verwenden günstige B-Ware, die den Ansprüchen an Langlebigkeit und Leistung oft nicht gerecht wird. Prüfen Sie daher die Herkunft und Garantiebedingungen der eingesetzten Komponenten und bevorzugen Sie deutsche Hersteller mit Sitz in Deutschland. Ein fester Gerichtsstand in Deutschland erleichtert im Fall von Problemen die Durchsetzung Ihrer Ansprüche.
Rechtstipp: Lesen Sie das Kleingedruckte bezüglich der Garantiedauer und -bedingungen. Fragen Sie explizit nach den Garantiebedingungen für Module, Wechselrichter, Speicher und andere wesentliche Komponenten und lassen Sie sich diese schriftlich bestätigen.
5. Dokumentation und Vertragsunterlagen sorgfältig erstellen und archivieren
Für eine optimale Zusammenarbeit und für eventuelle spätere Ansprüche ist es ratsam, alle relevanten Unterlagen und Dokumente strukturiert aufzubewahren. Eine gut gegliederte Zusammenfassung Ihrer Unterlagen – idealerweise als PDF-Datei – erleichtert Ihrem Anwalt später die Arbeit erheblich.
Rechtstipp: Fertigen Sie bei Vertragsabschluss eine detaillierte Projektdokumentation an, die nicht nur den Vertrag, sondern auch alle E-Mails, Angebote und Rechnungen enthält. Solche Dokumente sind im Fall von Streitigkeiten oder Reklamationen essenziell.
Fazit: Sorgfältige Auswahl schützt vor unliebsamen Überraschungen
Die Investition in eine Photovoltaikanlage oder ein Energiesystem erfordert eine sorgfältige Auswahl des Anbieters. Achten Sie auf Erfahrung, Produktqualität und vertraglich gesicherte Zahlungsbedingungen, um sicherzustellen, dass Ihr Projekt in sicheren Händen ist. Der Markt ist von Anbietern mit unterschiedlichen Qualifikationen und Intentionen durchsetzt, und es gibt unseriöse Praktiken, die für Verbraucher schwer erkennbar sind.
Tipp: Falls Sie Zweifel an der Seriosität eines Anbieters haben, ziehen Sie rechtzeitig eine Rechtsberatung hinzu. Ein erfahrener Anwalt kann helfen, Verträge vorab zu prüfen und spätere rechtliche Probleme zu vermeiden.
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