So halten Sie die Anwaltskosten gering

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Wie jeder Unternehmer muss auch den Anwalt Aufwand und Ertrag kalkulieren. Die Einschätzung kann im Vorfeld schwierig sein. Zwar gilt der Grundsatz: Je höher der Streitwert ist, umso höher ist auch das Honorar. Allerdings steigen die Honorare nur degressiv zum Streitwert. Eine Gebühr bei einem Streitwert von 10.000,00 € beträgt 614,00 € und bei einem Streitwert von 20.000,00 € erhöht sie sich nur auf 822,00 €. In einem Prozessverfahren über 20.000,00 €  entstehen Anwaltsgebühren in Höhe von 2055,00 € netto. Nach Abzug von Einkommensteuer und Beiträgen für die soziale Absicherung bleiben etwa 1200,00 € übrig. Daraus muss der laufende Betrieb finanziert werden (mindestens über 100,00 € pro Stunde). Und der Anwalt will schließlich auch etwas verdienen. Damit verliert selbst ein "ordentliches" Mandat mit einem Streitwert von 20.000,00 € nach einem Arbeitsaufwand von 8 Stunden erheblich an Attraktivität. Und nach 12 Stunden arbeitet sich der Anwalt in den Verlust.

Aus diesem Grund vereinbaren die Anwälte ein Stundenhonorar, um einen übermäßigen Arbeitsaufwand abzufangen, vor allem bei geringen Streitwerten. Oft genug werden solche Mandate auch abgelehnt, weil von vornherein für den Anwalt nur Verluste in Aussicht stehen.

Sie können Sie diesen Umständen als Mandant begegnen?


1. Den richtigen Anwalt finden

Zunächst einmal ist es für Sie wichtig, dass Sie einen Anwalt finden, der entsprechend spezialisiert ist und Ihr Anliegen innerhalb kürzester Zeit bearbeiten kann (wenig Recherche, kein Literaturstudium). Bei Anwalt.de und anderen Suchdiensten finden Sie eine Auswahl mit Bewertungen. Wenn Sie nicht fündig wurden, hilft die Rechtsanwaltskammer in Ihrem Bundesland weiter. Notfalls ziehen Sie die Gelben Seiten heran und telefonieren einfach ein paar Anwälte ab, um sich einen Eindruck zu verschaffen. Machen Sie dann aber klar, dass das Telefonat kostenlos sein muss.

Die meisten Rechtsschutzversicherungen bieten inzwischen eine Anwaltsvermittlung an. Die Anfragen der Versicherten werden aber nur grob nach den Angaben der angeschlossenen Anwälte (Spezialisierung, Schwerpunkte usw.), nach räumlicher Nähe und ansonsten im Rotationsprinzip verteilt. Das ist eine Art Postleitzahl-Lotterie. 
Lassen Sie sich nicht ohne Weiteres auf diese Form der Anwaltssuche ein. Nach dem Versicherungsvertrag haben Sie Anspruch auf die bestmögliche Vertretung, nicht nur auf den billigsten Anwalt. Sie haben die freie Wahl ohne Mehrkosten. Suchen Sie gerne ein bisschen. 

Machen Sie sich einen Eindruck vom Anwalt. Die Vorbereitung des Kontakts ist kostenlos  - die telefonische Beratung aber nicht. Machen Sie deshalb klar, was Sie wollen. Es gibt zum Ärger der Anwälte sehr viele Schnorrer.

Wenn Sie den für Sie richtigen Anwalt gefunden haben, geht es darum, die Bearbeitung Ihres Falles vernünftig vorzubereiten. Sie haben hier die Chance, dem Anwalt sehr viel Arbeitsaufwand zu ersparen, was am Ende auch Ihnen zugutekommt. Bitte denken Sie daran, dass Anwälte pro Arbeitsstunde mindestens 180,00 - 200,00 € netto kalkulieren müssen. Oft liegt der richtige Ansatz deutlich darüber. Wenn Sie Ihrem Anwalt Zeit ersparen, ersparen Sie sich entsprechende Ausgaben. Das liegt auf der Hand. Und wo finden Sie einen solchen Stundenlohn? – Eben.

Also: Der Gewinn liegt im Einkauf.


2. Unterlagen aufbereiten 

Sortieren Sie Ihre Unterlagen nach Datum.

Gerichtliche Schreiben  (ggf. mit gelbem Umschlag)
Vertrag
Schriftverkehr von / mit der Gegenseite 
Fotos, Zeugen(aussagen) und andere Beweismittel
Versicherungspolice - Haftpflicht und/oder Rechtsschutz 


Wenn Sie das nicht tun, macht es der Anwalt - allerdings nicht kostenlos. Die Rechtsschutz zahlt diesen Mehraufwand i.d.R. nicht. 


3. Machen Sie sich schlau.

Es ist stets von Vorteil, wenn der Mandant wenigstens einigermaßen über das Rechtsgebiet orientiert ist, in dem das Mandat stattfinden soll. Schwierig ist für den juristischen Laien, wie er sich ein günstiges Wissenspolster aneignet. 

Das Internet ist natürlich das Medium der Wahl. Dort wimmelt es aber nur so von Lockvogel-Angeboten, fehlerhaften Darstellungen und unseriösen Anbietern. Oft genug werden einzelne Gerichtsentscheidungen aus dem Zusammenhang gerissen und als allgemeingültiges Recht dargestellt. In aller Regel ist das falsch, weil es sich immer um Einzelfallentscheidungen handelt, die selten auf gerade Ihren Fall angewendet werden können. Ausnahmen gibt es, wie zum Beispiel beim Abgas-Skandal. In der Regel funktioniert das jedoch nicht.

Verzichten Sie erst einmal auf konkrete Anfragen zum Thema. - Die Antworten passen oft nicht und verwirren mehr als sie nützen. Oft genug sind die Informationen vom Eigeninteresse des Anbieters dominiert oder falsch oder veraltet. 
Konzentrieren Sie sich erstmal auf das Rechtsgebiet, z.B. Mietrecht, Arbeitsrecht, Kaufrecht usw.

Einen guten Überblick geben die Broschüren des Justizministeriums. Die Informationen sind fundiert und auch einigermaßen aktuell und sie decken ein großes Spektrum ab.

https://www.bmj.de/DE/service/publikationen/publikationssuche_node.html


4. Klären Sie die Kosten

Mit bestehendem Rechtsschutz machen Sie bitte eine telefonische Anfrage bei der Versicherung. Notieren Sie die Schadensnummer. Bitten Sie um schriftliche Bestätigung. 

Ohne Rechtsschutz: 
Verschaffen Sie sich einen Überblick über die Kosten mit einem Prozesskostenrechner. Das ist zwar weit weg von präzise, gibt aber einen Überblick. 
Entwerfen Sie auf dieser Grundlage einen tragfähigen Zahlungsplan für sofort fällige Ausgaben (Gerichtskosten und Anwalt). 
Sie können sich das nicht leisten? Dann bieten die Prozesskostenhilfe oder die Anwaltsfinanzierung eine Lösung. Fragen Sie den Anwalt gleich am Telefon nach einer Schätzung. In der Regel ist diese Ersteinschätzung ziemlich gut und sie ist von der Gebühr für die Erstberatung erfasst. Größere Änderungen sind selten.


5. Kommunikation

Halten Sie den Kontakt zum Anwalt. Teilen Sie jede Änderung der rechtlichen oder tatsächlichen oder individuellen Verhältnisse mit.

Bei Problemen geben Sie bitte umgehend Bescheid  - auch wenn das unangenehm wird. In einem frühen Stadium kann man meist noch gute Lösungen finden. Später wird das deutlich schwieriger.



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