Trauma Bonding - Symptome - Beziehung mit Narzissten

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Nach einer wunderbaren Anfangszeit in Ihrer Beziehung behandelt Sie Ihr Partner nur noch schlecht. Er ignoriert Sie tagelang - er hält Ihnen stundenlange Vorträge über Ihr Fehlverhalten - er geht fremd. Sie versuchen alles, damit die Beziehung wieder so wird wie am Anfang. Aber das einzige, was Sie von Ihrem Partner bekommen, sind ab und zu ein paar schöne Minuten. Ihre Freunde und Ihre Eltern haben Ihnen schon lange dazu geraten, sich zu trennen. Aber immer, wenn Sie an Trennung denken, überkommt Sie eine unglaubliche Angst, die Sie zurückhält.

Wie kann es sein, dass Sie es nicht schaffen, eine derart schlechte Beziehung zu verlassen?


A. Was ist Trauma Bonding?

Trauma Bonding ist ein Phänomen, welches die Opfer von Narzissten an ihre Peiniger bindet und davon abhält, die toxische Beziehung zu verlassen. Die Narzissten erschaffen diese traumatische Verbindung dadurch, dass die Beziehung für die Opfer wie eine unkontrollierbare emotionale Achterbahnfahrt ist - ein ständiger Wechsel zwischen Himmel und Hölle. Und mit jedem Tag in der Beziehung wird das hierdurch ausgelöste Trauma bei den Opfern immer stärker. Die psychologischen Mechanismen des Trauma Bondings sind ähnlich wie beim Stockholm-Syndrom, bei welchem Entführungsopfer Sympathie für ihre Entführer empfinden und mit diesen kooperieren.


B. Wie entsteht Trauma Bonding?

Die toxischen Beziehungen, die zum Trauma Bonding führen, laufen immer nach dem gleichen Muster ab:


1. Lovebombing / Future Faking

Es beginnt immer damit, dass die Narzissten ihre Opfer mit Liebe überschütten und diesen eine gemeinsame rosarote Zukunft vorspielen. Dadurch wird der Körper der Opfer über Wochen und Monate mit Glückshormonen geflutet. Wie genau das abläuft, erfahren Sie in den Artikeln „Lovebombing - So erkennen Sie die Falle der Narzissten“ und „Future Faking - Die Lügen der Narzissten“. Durch die Gewöhnung an diese extreme Menge Glückshormone entsteht bei den Opfern ein erstes Anzeichen von Sucht. Sobald der Glückshormonpegel sinkt, verlangt der Körper nach einer Rückkehr zum hohen Pegel und die Opfer tun alles, um dies zu erreichen.


2. Gefügigmachen und Abwertung

Sobald die Narzissten merken, dass sie Ihre Opfer mit Love Bombing und Future Faking an sich gebunden haben, beginnen sie damit, ihre Opfer gefügig zu machen, abzuwerten und in schlimmster Art und Weise zu behandeln.


a) Das Gefügigmachen (Konditionierung)

Hierzu verwenden Narzissten vor allem Gaslighting. Mit dieser Technik schafft es der Narzisst, dass das Opfer an seiner eigenen Wahrnehmung der Realität zweifelt. Es erscheint dem Opfer dann als der einzige Ausweg, sich vollkommen der Wahrnehmung des Narzissten unterzuordnen. Dies geht soweit, dass das Opfer seine eigene Persönlichkeit aufgibt und dem Narzissten komplett hörig wird. Es ist bereit, sämtliche Kontakte zu Freunden und Verwandten abzubrechen und auch sonst alles zu tun, was der Narzisst von ihm verlangt. Wie Gaslighting im Einzelnen funktioniert, erfahren Sie im Artikel „Gaslighting - Beispiele, Anzeichen, Strafbarkeit“. Diese Mischung aus den Zweifeln an der eigenen Wahrnehmung und der unglaublich starken Sehnsucht nach den Glücksgefühlen vom Anfang der Beziehung macht das Opfer zum Spielball des Narzissten. Egal wie herabwürdigend der Narzisst sich auch verhält - das Opfer ist wie besessen von dem Gedanken, dass es sich nur noch genauer nach den Wünschen des Narzissten verhalten müsse - dann werde alles wieder so schön wie am Anfang.


b) Die Abwertung

Während das Opfer bemüht ist, alle Wünsche des Narzissten zu erfüllen, behandelt dieser das Opfer auf schlimmste Art und Weise. Es kommt zu körperlicher Gewalt, Drohungen, dem Erdulden eigentlich unerwünschter Sexualpraktiken durch das Opfer, Silent treatment (das stunden- oder tagelange Ignorieren des Opfers), Ghosting (längere unbegründete Abwesenheit des Narzissten, um das Opfer vor Sorge in den Wahnsinn zu treiben) und weiteren Praktiken des Narzissten, mit denen er sich ein Gefühl von Genugtuung verschaffen kann.

Um dieses Spiel möglichst lange mit dem Opfer treiben zu können, streut der Narzisst immer wieder kurze Phasen ein, in denen er das Opfer gut behandelt. Dadurch hat das Opfer das Gefühl, dass sich das Unterordnen unter den Willen des Narzissten trotz all der Qualen doch gelohnt hat. Aber diese Phasen sind wie gesagt nur kurz - danach beginnt für das Opfer das nächste Martyrium.

Mit jedem Tag, den das Opfer in der Beziehung verbring, wird eine Trennung vom Narzissten für das Opfer immer schwerer. Die Bindung an den Narzissten und die Furcht vor seiner Rache im Falle der Trennung sind so hoch, dass das Opfer in manchen Fällen ein Gefühl von Todesangst verspürt, wenn es nur an Trennung denkt.


3. Die Trennung

Wenn das Opfer es endlich geschafft hat, sich zu trennen, hören die Psychospiele des Narzissten noch lange nicht auf. Der Narzisst wird in der Regel alles tun, um das Opfer wieder in die Beziehung zurückzuziehen.

Häufig genutzte Techniken des Narzissten hierbei sind:

  • Er droht damit, den Kindern etwas anzutun, wenn das Opfer nicht zurückkommt,
  • Er droht damit, sich selbst etwas anzutun, wenn das Opfer nicht zurückkommt,
  • Er redet dem Opfer ein, dass es die Kinder nie mehr wiedersehen werde, wenn es sich endgültig trenne,
  • Er fleht das Opfer unter Tränen an, doch wieder zurückzukommen,
  • Love Bombing und Future Faking, diesmal zusammen mit der Beteuerung, er habe begriffen, wie schlecht er sich verhalten habe und dass dies nie wieder vorkäme.
  • Er droht dem Opfer Gewalt an, wenn es nicht auf der Stelle zurückkomme.


4. Alles wieder von vorne

Für Außenstehende ist dies kaum begreiflich, aber viele Opfer von Narzissten kehren wirklich wieder zu ihren Peinigern zurück. Sie durchleben den gesamten Prozess mehrere Male, bevor sie es schaffen, sich von den narzisstischen Partnern endgültig zu lösen.


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