Veröffentlicht von:

Warum löschen Unternehmen schlechte Bewertungen?

  • 4 Minuten Lesezeit
In der digitalen Ära sind Online-Bewertungen entscheidend für den Unternehmenserfolg. Während 95% der Verbraucher Bewertungen vor Kaufentscheidungen lesen und diese fast genauso vertrauen wie persönlichen Empfehlungen, können negative Bewertungen ernsthafte Rufschädigungen nach sich ziehen. Unternehmen stehen daher vor der Herausforderung, ihren digitalen Ruf zu schützen, ohne die Grenze zur Unseriosität durch das Löschen aller negativen Bewertungen zu überschreiten. Ein verantwortungsvoller Umgang unterscheidet zwischen berechtigter Kritik und rechtswidrigen oder falschen Aussagen. Das Ziel ist nicht das pauschale Entfernen von Kritik, sondern der Schutz vor Rufschädigung durch unwahre Bewertungen, die Handhabung von Fake-Bewertungen und die Einhaltung rechtlicher Vorschriften. Eine ausgewogene Reaktionsstrategie, die auch professionelle Antworten auf Kritik beinhaltet, sowie die Aufforderung zu ehrlichen Bewertungen ohne Manipulationsversuche, tragen dazu bei, ein authentisches und vertrauenswürdiges Bewertungsprofil zu schaffen. Unternehmen, die diesen verantwortungsvollen Weg wählen, bauen nicht nur ihren Ruf und Glaubwürdigkeit bei den Kunden auf, sondern legen auch den Grundstein für langfristigen Erfolg im digitalen Zeitalter.

In der heutigen digitalen Welt spielen Online-Bewertungen eine entscheidende Rolle für den Erfolg von Unternehmen. Ganz gleich, ob es sich um ein kleines Café, einen Arzt oder einen globalen Konzern handelt, die Meinung von Kunden, Patienten und Klienten, die öffentlich auf Plattformen wie Google, kununu oder jameda geteilt werden, hat enormen Einfluss auf die öffentliche Wahrnehmung. Doch diese Transparenz hat ihre Tücken: Manche Bewertungen können übertrieben negativ, unwahr oder sogar manipulativ sein. Hier stellt sich die Frage: Warum löschen Unternehmen schlechte Bewertungen, und wird dadurch nicht ein verzerrtes Bild der Realität geschaffen? Ist es unseriös, nur positive Bewertungen zuzulassen? Um diese Fragen fundiert zu beantworten, schauen wir uns die strategischen, rechtlichen und ethischen Aspekte dieses sensiblen Themas genauer an.

Die Bedeutung von Bewertungen für Unternehmen

Online-Bewertungen sind weit mehr als nur Kommentare. Studien zeigen, dass 95 % der Verbraucher Bewertungen lesen, bevor sie eine Entscheidung treffen, und 85 % vertrauen diesen Bewertungen genauso wie persönlichen Empfehlungen. Eine negative Bewertung kann potenzielle Kunden abschrecken und langfristige Schäden am Ruf eines Unternehmens verursachen. Schlimmer noch: Es bedarf oft 40 positiver Bewertungen, um den Schaden einer einzigen negativen Bewertung auszugleichen.

In einer solchen Situation wird klar, warum Unternehmen ein großes Interesse daran haben, ihren digitalen Ruf zu überwachen und zu schützen. Allerdings geht es dabei keinesfalls darum, berechtigte und konstruktive Kritik zu unterdrücken. Vielmehr sollen Bewertungen entfernt werden, die offensichtlich unwahr sind, beleidigenden Charakter haben, von Personen verfasst wurden, die nie mit dem Unternehmen in Kontakt standen oder gegen rechtliche Bestimmungen verstoßen. Hier wird also deutlich: Nicht das Ziel, Bewertungen zu löschen, ist zwingend unseriös, sondern die Umstände und Motive, aus denen dies geschieht.

Warum Unternehmen negative Bewertungen entfernen

Schutz vor Rufschädigung durch falsche Bewertungen
Nicht jede negative Bewertung ist gerechtfertigt oder ehrlich. Viele Unternehmen sehen sich mit unwahren Tatsachenbehauptungen konfrontiert, die nicht nur den Ruf schädigen, sondern auch finanzielle Konsequenzen nach sich ziehen können. Zum Beispiel kann ein Konkurrent versuchen, durch fingierte Bewertungen eine eigene Marktposition zu stärken, oder ehemalige Mitarbeiter können ihren Frust auf kununu unrechtmäßig abladen.

Verhinderung geschäftlicher Verluste
Eine einzige schlechte Bewertung kann bestehende und potenzielle Kunden beeinflussen. Studien zeigen, dass negative Bewertungen den Umsatz eines Unternehmens spürbar beeinträchtigen können. Unternehmen müssen hier eingreifen, um nicht durch unbegründete Aussagen geschäftliche Verluste hinnehmen zu müssen.

Fake-Bewertungen und Manipulationen
Nach Schätzungen sind weltweit bis zu 30 % aller Online-Bewertungen gefälscht. Solche Fake-Bewertungen verzerren nicht nur den Wettbewerb, sondern können Unternehmen auch unverschuldet in ein schlechtes Licht rücken. In solchen Fällen ist die Löschung der Bewertungen ein notwendiger Schritt, um Fairness auf dem Markt zu gewährleisten.

Sicherstellung der Einhaltung rechtlicher Grenzen
In Deutschland und der EU gelten strenge Vorschriften, die den Schutz vor unwahren oder verletzenden Bewertungen regeln. So haben Unternehmen das Recht, gegen Bewertungen vorzugehen, die gegen Persönlichkeitsrechte verstoßen, Verleumdungen enthalten oder andere gesetzliche Bestimmungen verletzen. Rechtlich gesehen ist die Löschung solcher Inhalte weder unseriös noch fragwürdig, im Gegenteil, es handelt sich um einen notwendigen Schutzmechanismus.

Ist es unseriös, nur positive Bewertungen zuzulassen?

Dieser Punkt birgt eine gewisse Komplexität, denn die Antwort liegt im „Wie“ und „Warum“.

Konstruktive Kritik versus rechtswidrige Aussagen
Ein verantwortungsbewusstes Unternehmen wird sich nicht pauschal gegen kritische Bewertungen wehren. Konstruktive Kritik kann immer ein wertvolles Instrument sein, um bekannte Schwächen zu erkennen und Verbesserungen vorzunehmen. Es wird unseriös, wenn Unternehmen systematisch alle negativen Bewertungen löschen möchten, auch dann, wenn sie berechtigt sind. Ein solches Verhalten erweckt nicht nur Misstrauen bei potenziellen Kunden, sondern unterminiert auch den Grundgedanken ehrlicher Kundenmeinungen.

Die Wirkung eines authentischen Bewertungsprofils
Verbraucherstudien zeigen außerdem, dass ein Bewertungsprofil, das ausschließlich positive Bewertungen enthält, oft als wenig vertrauenswürdig wahrgenommen wird. Ein ausgewogenes Profil, das auch einzelne kritische Bewertungen enthält, wirkt auf Konsumenten authentischer. Unternehmen, die nur positive Bewertungen zeigen und dies durch Manipulation oder Löschung erreichen, riskieren daher, ihren Ruf langfristig zu beschädigen.

Die Balance aus Transparenz und Schutz
Ein erfolgreiches Reputationsmanagement besteht darin, zwischen berechtigter Kritik und rechtswidriger oder schädigender Bewertung zu unterscheiden. Nur letzteres ist ein legitimer Grund zur Intervention. Unternehmen, die sich auf diesen schmalen Grat begeben, sollten Transparenz wahren und die Meinungsfreiheit der Kunden respektieren, während sie gleichzeitig verhindern, dass ihr Ruf ungerechtfertigt beeinträchtigt wird.

Der richtige Umgang mit negativen Bewertungen

Anstatt ausschließlich auf Löschung zu setzen, sollten Unternehmen eine umfassende Strategie für den Umgang mit schlechten Bewertungen verfolgen. Dazu gehören:
Prüfung der Bewertung, ist die Bewertung rechtmäßig, begründet und authentisch
Professionelle Reaktion auf Kritik, öffentlich auf negative Bewertungen antworten und Verbesserungsvorschläge annehmen
Juristische Prüfung bei Rechtsverstößen, nur dann rechtliche Schritte einleiten, wenn die Bewertung nachweislich unwahr oder beleidigend ist
Förderung positiver Bewertungsstrategien, Kunden ermutigen, ehrliche Bewertungen zu hinterlassen, ohne diese zu manipulieren

Eine Studie zeigt, dass 56 % der Konsumenten Unternehmen bevorzugen, die auf Bewertungen antworten. Die Art und Weise, wie auf Kritik reagiert wird, kann eine enorme Chance für den Beziehungsaufbau mit Kunden sein.

Fazit Ein verantwortungsvoller Umgang mit Bewertungen

Die Löschung negativer Bewertungen ist nicht per se unseriös. Vielmehr ist es ein Instrument, um Unternehmen vor ungerechtfertigter Rufschädigung zu schützen, sofern es transparent, rechtlich einwandfrei und mit Augenmaß gehandhabt wird. Unternehmen sollten bei der Löschung stets darauf achten, den Grundwert ehrlicher Meinungsäußerungen nicht zu verletzen und konstruktive Kritik als Chance zur Verbesserung anzunehmen. Gelingt dies, wird nicht nur der Ruf geschützt, sondern auch Vertrauen und Glaubwürdigkeit bei Kunden aufgebaut. Digitale Bewertungen sind ein Spiegel der modernen Kommunikation, sie sind mächtig, sensibel und erfordern einen verantwortungsvollen Umgang. Unternehmen, die diese Herausforderung erfolgreich meistern, schaffen eine solide Basis für nachhaltigen Erfolg.

Foto(s): Thomas Feil

Rechtstipp aus dem Rechtsgebiet

Artikel teilen:


Sie haben Fragen? Jetzt Kontakt aufnehmen!

Weitere Rechtstipps von Rechtsanwalt Thomas Feil

Beiträge zum Thema