Die EU Work-Life-Balance Richtlinie

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Im Beruf und im Arbeitsrecht steht “Work” im Fokus. Unumgänglich dafür ist auch "Life”. Beides zusammen ergibt natürlich die wichtige Work-Life-Balance! Was genau das ist und was seit 2019 die EU mit der neuen "Work-Life-Balance Richtlinie" dafür macht, erfahren Sie heute bei uns.


Die Work-Life-Balance

Was genau ist das eigentlich? Die Work-Life-Balance beschreibt das harmonische Gleichgewicht zwischen dem Beruf und dem Privatleben. Es verfolgt das Ziel, einen Ausgleich zwischen den beruflichen Verpflichtungen, den eigenen privaten Angelegenheiten und einer Erholung zu schaffen. 

Immer mehr Arbeitnehmer legen Wert auf eine gute Vereinbarkeit des beruflichen und privaten Teils des Lebens. Dies erhöhten die Ausgeglichenheit und das Wohlbefinden und erhöht zudem die Motivation der Mitarbeiter. Mit einer Work-Life-Balance kann ein ausgewogenes, glückliches und gesundes Leben geführt werden. In dem letzten Jahrzehnt ist das Bewusstsein für ein ausgeglichenes Leben immer stärker angestiegen. Nicht nur für Arbeitnehmer ist eine Work-Life-Balance wichtig, sondern auch für Unternehmen. Je ausgeglichener ihre Mitarbeiter sind, desto mehr profitieren sie selbst davon.


Ihre Entwicklung

Im 21. Jahrhundert erreicht das Bewusstsein und der Wunsch nach einer Work-Life-Balance ein nie da gewesener Höchststand. Die Arbeitsbelastungen steigen an und die Mitarbeiter haben jede Woche aufs Neue einen vollen Terminkalender. Ständig kommt es zu Überstunden und häufig wird sogar ein Teil der Arbeit mit nach Hause genommen. Dem entgegen soll die Work-Life-Richtlinie der EU stehen.


Geschichte der Richtlinie

Bereits im April 2017 hat die Kommission ihren Vorschlag zu einer Work-Life-Richtlinie vorgelegt. Am 21. Juni 2018 hat der Rat seinen Standpunkt festgelegt, welcher die Grundlage für die Verhandlungen mit dem Europäischen Parlament bildete. Eine Einigung zwischen dem Vorsitz des Rates und des Europäischen Parlaments wurde am 24. Januar 20919 erzielt. Die Abstimmung im Europäischen Parlament wurde im Anschluss am 4. April 2019 getätigt. Anschließend wurde die Richtlinie zur Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben im Amtsblatt veröffentlicht. Der Rat hat die Richtlinie am 13. Juni 2019 angenommen. Diese Richtlinie ist zwanzig Tage nach ihrer Veröffentlichung in Kraft getreten. Die EU-Mitgliedstaaten haben die Bestimmungen bis spätestens 2. August 2022 in nationales Recht umsetzten müssen.


Ziel der Work-Life-Balance Richtlinie

Die Richtlinie sieht folgende Rechte vor:

Vaterschaftsurlaub: Zum Zeitpunkt der Geburt des Kindes haben arbeitende Väter einen Anspruch auf mindestens zehn Arbeitstage Vaterschaftsurlaub. Die Vergütung für diese Zeit muss mindestens in der Höhe des Krankengeldes erfolgen.

Elternurlaub: Jedes Elternteil hat einen Anspruch auf mindestens vier Monate Elternurlaub. Dabei werden zwei Monate bezahlt und dürfen nicht übertragen werden. Die Eltern können einen flexiblen Urlaub entweder in Vollzeit, Teilzeit oder in einzelnen Teilen beantragen.

Urlaub für pflegende Angehörige: Jeder Arbeitnehmer, der einen Angehörigen betreut, hat einen Anspruch auf mindestens 5 Arbeitstage Pflegeurlaub pro Jahr. Gleiches gilt für Arbeitnehmer, welche eine Person unterstützt, die im selben Haushalt lebt.

Flexible Arbeitszeiten: Alle arbeitende Eltern mit Kindern und alle pflegenden Angehörigen haben das Recht, verkürzte oder flexible Arbeitszeiten zu beantragen. Die Kinder dürfen nur bis zu 8 Jahre alt sein.


Warum ist die Richtlinie so wichtig?

Die Relevanz einer Work-Life-Balance zeigt sich in vielen verschiedenen Bereichen. Eine solche Balance sorgt für eine stabilere Gesundheit und mehr Energie. Teilweise arbeiten Arbeitnehmende mehr als die gesetzlich vorgeschriebene 40 Stunden pro Woche und teilweise auch am Wochenende. Das Berufs- und Privatleben verschmelzen immer mehr miteinander, sodass sich die Arbeitnehmenden andauernd mit ihrer Arbeit beschäftigen.

Daraus folgt, dass die Mitarbeiter unter verschiedensten Nebenwirkungen leiden wie zum Beispiel:

  • erhöhte Burn-Out-Gefahr,
  • Schlafstörungen,
  • Antriebslosigkeit,
  • Stress,
  • und Hohe Anfälligkeit für Krankheiten.


Relevanz der Richtlinie

Diese Zustände können sich nicht nur auf die Arbeitsleistung im Job auswirken, sondern auch auf die eigene Freizeit. In solchen Fällen ist es and der Aufgabe von Führungskräften, die Work-Life-Balance der Mitarbeiter durch entsprechende Maßnahmen zu verbessern. Unter Umständen besteht die Gefahr, dass überarbeitete Mitarbeiter irgendwann die Notbremse drücken und die Kündigung einreichen. Im schlimmsten Fall erleiden Mitarbeiter einen Burn-Out und müssen durch eine Wiedereingliederung langsam wieder in die Arbeit eingeführt werden.


Umsetzung der EU-Richtlinie in Deutschland

Tatsächlich entspricht der größte Teil des EU-Vorgaben dem geltenden Recht. Mit der Elternzeit, dem Elterngeld, der Pflegezeit und der Familienpflegezeit gibt es bereits umfassende Erleichterungen für Familien mit Kindern oder pflegebedürftigen Angehörigen. Bislang wurden jedoch nur einige Verfahrensabläufe und Zuständigkeiten an die europäischen Regelungen angepasst. Nach der VRUG – dem Verbandsklagenrichtlinienumsetzungsgesetz – sollten Arbeitgeber nun einiges beachten.

Erstens müssen sie eine Ablehnung eines Antrags auf flexible Arbeitsregelungen in der Elternzeit unabhängig von der Betriebsgröße begründen. Zweitens gelten klare Fristen, in der die Anträge der Beschäftigten begründet werden müssen. Gerade im Hinblick auf Anträge über eine Freistellung nach dem Pflegezeit- und Familienpflegezeitgesetz müssen innerhalb von vier Wochen begründet werden. Drittens müssen Beschäftigte in Kleinbetrieben vor einer Kündigung für die Dauer der vereinbarten Freistellung geschützt werden. Wenn diese mit ihrem Arbeitgeber eine Freistellung nach dem Pflegezeit- oder dem Familienpflegezeitgesetzt vereinbart haben. Zu guter Letzt ist die Zuständigkeit der Antidiskriminierungsstelle des Bundes erweitert worden. Hierbei geht es um Fragen im Zusammenhang mit Diskriminierungen, welche unter die Vereinbarkeitsrichtlinie fallen.


Die 4 Säulen der Lebensbalance

Für die Umsetzung einer besseren Work-Life-Balance besteht die Möglichkeit, dass sich Arbeitgeber an den 4 Säulen der Lebensbalance zu orientieren. Unternehmen haben die Möglichkeit, ihren Angestellten dabei zu helfen, ein Gleichgewicht zwischen den vier Lebensbereichen zu finden und zu halten. Die Mitarbeiter sollten sich die folgenden Fragen beantworten, um herauszufinden in welchen Bereichen Optimierungsbedarf besteht.

1. Beruf, Leistung und Finanzen

2. Verdienen Sie angemessen?

3. Sind Sie über- oder unterfordert?

4. Finden Sie genügend Ausgleich in der Freizeit?


Fazit zur Work-Life-Balance

Sie sehen, sowohl Arbeitnehmer als auch Arbeitnehmer können von einer ausgewogenen Work-Life-Balance profitieren. Diese EU-Richtlinie verpflichtet die Mitgliedstaaten zur Umsetzung von Mindeststandards zur Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben für Eltern und pflegende Angehörige.  

Und wie schaut´s mit Ihrer Work-Life-Balance aus? Sind Beruf und Privatleben bei Ihnen im Einklang? Wenn Sie Probleme im Beruf haben, zögern Sie nicht kontaktieren uns. Über unsere Online-Terminvereinbarung kommen Sie schnell und einfach an einen Termin mit uns. 

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