Rechtsschutzversicherung: Die Basics endlich einfach erklärt!
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Sie können es sich bestimmt gut vorstellen, dass ich als Anwalt oft gefragt werde: Sag‘ mal, was ist deine Meinung: Lohnt sich eine Rechtsschutzversicherung – oder ist das nur rausgeworfenes Geld?
Als Anwalt mit über einem Vierteljahrhundert Berufserfahrung kann ich Ihnen haargenau sagen, wann die Rechtsschutzversicherung zahlt und wann sie „Zicken macht“. Erfahren Sie hier, was das so genannte Baukastensystem der Rechtsschutzversicherer konkret für Sie bedeutet. Und auch, warum Sie unbedingt aufpassen müssen, damit Sie sich nicht falsch versichern und am Ende viel für nichts bezahlen.
Eine Rechtsschutzversicherung ist wichtig, wenn es darum geht, kritische Situationen im Leben nicht finanziell aus der Kurve geworfen zu werden.
Aber sofort springt Ihnen auf der anderen Seite das ganz zentrale Handicap der Rechtsschutzversicherungen ins Auge: die kaum verständlichen Versicherungsbedingungen! Kurz ARB genannt – die Allgemeine Rechtsschutzbedingungen – sie sind wirklich nicht einfach zu verstehen. In diesem Beitrag werfe ich mit Ihnen einen generellen Blick auf diese ARB – in weiteren Blogbeiträgen beleuchte ich mit Ihnen zusammen die Details.
Das Prinzip einer Rechtsschutzversicherung ist simpel und leuchtet sofort ein: die Versicherung soll Ihnen helfen, zu Ihrem Recht zu kommen und: sie soll außerdem in Krisensituationen Ihren Geldbeutel schonen.
Wenn Sie den Versicherungsvertrag abgeschlossen haben, übernimmt der Versicherer die Kosten für
- das Gericht,
- die Anwaltskosten für Sie und
- auch für die Gegenseite.
Als Versicherter können Sie außerdem Kosten für Gutachten und Zeugen an Ihre Versicherung weitergeben.
Und oft hilft sie auch bei Mediationen sowie bei Strafkautionen, die sie dann für Sie bezahlt. Das hört sich schon einmal gut an.
Wenn wir jetzt diesen Text beenden würden, könnten Sie denken: Ich schließe eine Rechtsschutzversicherung ab und jetzt kann ich ja beruhigt schlafen!
Leider ist dem nicht so. Denn zuerst müssen ausgerechnet Sie die Arbeit machen. Sie sind gefordert.
Denn: bei genauem Hinsehen zeigt sich, wie komplex so eine Rechtsschutzversicherung wirklich ist. Sie bekommen bei der Rechtsschutzversicherung kein 100 % Rundum-Sorglospaket angeboten. Ihnen wird vielmehr ein Baukastenmodell vorgesetzt. Das für Sie passende konkrete Paket müssen Sie selbst zusammenzimmern.
Das hat einen Vorteil: Es kann auf Ihre Bedürfnisse – also: Ihr Risikoprofil – speziell angepasst werden. Es hat aber eine Besonderheit: Sie müssen sich über Ihren Versicherungsschutz schon recht früh Gedanken machen. Stellen Sie sich also zuerst die Frage: Welche Risiken will ich wirklich absichern? Ihre eigene Einschätzung ist gefordert! Was empfinden Sie als besonders risikoreich?
Dieses Baukastenprinzip hängt ganz einfach damit zusammen, dass nicht jeder Mensch denselben Schutz benötigt: Der eine ist angestellt, ein anderer ist selbständig tätig und braucht deshalb keinen Schutz bei einem Streit mit dem Arbeitgeber. Die eine Person fährt jeden Tag mit dem Auto beruflich mehrere Stunden, eine andere besitzt überhaupt kein Auto. – Was also soll er mit einer Verkehrsrechtsschutzversicherung?
Unterschiedliche Lebensstile und Umstände haben einen Einfluss auf Ihr Risikoprofil. Der eine ist verheiratet und hat Kinder, der andere lebt für sich alleine.
Das ist dann auch der entscheidende Faktor für die Wahl einer Versicherung sein.
Und natürlich müssen Sie darauf achten, Ihren Schutz anzupassen, wenn sich Ihr Risikoprofil ändert. So z. B. wenn Sie heiraten bzw. sich scheiden lassen oder wenn mitversicherte Kinder die Ausbildung abschließen und einen eigenen Hausstand gründen.
Was sind klassische Versicherungsgebiete? Bekannt sind z.B. der Wohnrechtsschutz, der Verkehrsrechtsschutz, der Privatrechtsschutz oder der Arbeitsrechtsschutz.
Aber was ist da in der Regel damit abgedeckt? Gehen wir den Dingen einmal etwas tiefer auf den Grund.
Der Wohnrechtsschutz, schützt Sie als Mieter oder Eigentümer einer selbst genutzten Wohneinheit. Typische Fälle, in denen eine Versicherung hilfreich ist, sind eine rechtswidrige Mieterhöhung, eine Kündigung oder Streit mit dem Nachbarn. Haben Sie eine eigene Immobilie, in der Sie wohnen, haben Sie andere Prioritäten. Für Vermieter wiederum gibt es ganz spezielle Angebote.
Der Verkehrsrechtsschutz betrifft Situationen, die sich wohl fast jeder vorstellen kann. Zum Beispiel ein Autounfall, bei dem Sie Schadensersatz geltend machen möchten, weil Ihnen jemand die Vorfahrt genommen hat. Auch im öffentlichen Personennahverkehr oder als Fußgänger kann Ihnen Unrecht widerfahren: ein Gerichtsverfahren folgt dann meist schneller als Sie es jetzt ahnen können.
Der Privatrechtsschutz bezieht sich auf Situationen, die im Privatleben auftreten können. Im Alltag gibt es etliche Risiken, die manchmal aus heiterem Himmel entstehen. Ein Hund beißt Sie bei einem Spaziergang – Sie wollen Ersatz von Hose und auch ein hohes Schmerzensgeld. Auch Behandlungsfehler beim Arzt oder Streitigkeiten unter Geschwistern beim Erbe der Eltern können Streit auslösen.
Der Arbeitsrechtsschutz sichert den Arbeitnehmer bei Rechtsstreitigkeiten gegen den Arbeitgeber ab. Denken Sie nur an einen Streit mit dem Chef wegen einer Abmahnung oder an eine Kündigung durch Ihren Arbeitsgeber. Nicht umsonst werden die Arbeitsgerichte bei Entlassungen fast jedes Mal eingeschaltet – das kostet natürlich Geld. Wer möchte schon z. B. auf eine Abfindung verzichten, nur weil sich wegen der Kosten scheut, sein Recht zu fordern. Diese Kosten gilt es gerade in solchen Situationen mit einer Versicherung abzufedern.
Wie Sie sehen, gibt es viele Rechtsthemen und Sie müssen sich Ihre eigene Meinung bilden, um Ihren Bedarf bei einer Rechtsschutzversicherung zu klären.
Die Gewissheit, dass Probleme ohne oder nur mit geringem Kostenaufwand geklärt werden können, hilft Ihnen zumindest finanziell. Bestimmt bleiben deshalb noch Fragen offen für Sie.
- Ist eine Rechtsschutzversicherung rückwirkend gültig?
- Was hat es mit der Wartezeit auf sich? Kann man diese Wartezeit umgehen?
- Worauf muss ich bei der Wahl des Versicherers achten?
- Worauf kommt es an, wenn ich anwaltliche Hilfe benötige und schon eine Versicherung habe?
- Wer kümmert sich um die Deckung, wenn sich ein Schadensfall abzeichnet oder schon eingetreten ist?
Das sind alles Themen, die wir im Rahmen unserer Videoserie „Rechtsschutzversicherung – so geht das!“ klären.
Wenn Sie weitere Themen behandelt sehen wollen, schreiben Sie uns das einfach in die YouTube-Kommentare.
Wir verhelfen Ihnen zu Ihrem Recht, denn wir stehen zu unserem Motto: Ihr Geld – Ihr Recht = GÖDDECKE RECHTSANWÄLTE.
Ihr Hartmut Göddecke
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