Zukunft sichern und Tradition wahren: Die Familienstiftung als Instrument zur Vermögensnachfolge

  • 5 Minuten Lesezeit

Von Maximilian Graf von Montgelas, Rechtsanwalt & Dr. Christian Ruso, FA für Steuerrecht*



Das bewährte Instrument der Vermögenssicherung – Die deutsche Familienstiftung

In der Landschaft der Vermögensverwaltung und Nachlassplanung haben deutsche Familienstiftungen in jüngster Zeit erhebliche Aufmerksamkeit erlangt. Diese spezifische Form der Stiftung ermöglicht es Familien, ihr Vermögen langfristig zu sichern und über Generationen hinweg fortzuführen. Trotz der vielfältigen Vorteile, die Familienstiftungen bieten, sind sie jedoch auch mit rechtlichen und praktischen Herausforderungen verbunden.

In diesem Artikel werden wir die Vor- und Nachteile einer deutschen Familienstiftung genauer betrachten.

Stiftungen sind eine interessante Gestaltungsvariante und bieten zudem verschiedene Vorteile:

1. Vermögenssicherung und Unabhängigkeit: Stiftungen sind rechtlich eigenständige Einheiten. Das bedeutet, dass das Vermögen der Stiftung nicht dem Stifter oder den Begünstigten zuzuordnen ist. Dadurch haben Gläubiger des Stifters und der Destinatäre im Grundsatz keinen Zugriff auf dieses Vermögen. Somit bietet die Stiftung – je nach Ausgestaltung der Satzung - Schutz vor Insolvenz und Pflichtteilsansprüchen sowie Zugewinnausgleichsansprüchen und kann Erbstreitigkeiten vorbeugen.

2. Generationenübergreifende Vermögensplanung: Familienstiftungen ermöglichen eine langfristige Planung und den Erhalt des Vermögens über Generationen hinweg, da sie unabhängig von individuellen Ereignissen, wie Tod oder Scheidung der Familienmitglieder, bestehen bleiben.

3. Steuerliche Vorteile: Familienstiftungen können viele Steuervorteile haben, z.B. bei der Schenkungs- und Erbschaftsteuer sowie auch durch die Nutzung der Stiftung als Holding oder in Verbindung mit einer gemeinnützigen Stiftung im Wege einer sog. Doppelstiftung. Ein weiterer steuerlicher Vorteil ist, dass die Stiftung sich grundsätzlich nicht gewerblich infizieren kann. Sie kann darüber hinaus auch für die Stimmrechtspoolung bei Beteiligungen optimal genutzt werden.

4. Flexibilität bei der Vermögensverwaltung: Durch eine Familienstiftung werden Vermögenswerte gemeinsam verwaltet, wodurch eine effiziente und flexible Verwaltung ermöglicht wird und Investitionen, Immobilienmanagement und finanzielle Entscheidungen professionalisiert werden können.

5. Kontinuität und Stabilität: Familienstiftungen schaffen eine stabile Struktur für die Verwaltung des Familienvermögens oder Familienunternehmens, die unabhängig von Veränderungen in der Familienstruktur oder den persönlichen Umständen einzelner Familienmitglieder ist.

6. Schutz vor familiären Konflikten: Klare Richtlinien und Regelungen für die Verteilung und Nutzung des Familienvermögens können dazu beitragen, potenzielle Konflikte und Spannungen innerhalb der Familie zu minimieren oder zu verhindern.

7. Eigentums- und Kontrollstruktur: Familienstiftungen ermöglichen es den Stiftern, die Kontrolle über das Vermögen zu behalten, während sie gleichzeitig das Eigentum auf die Stiftung übertragen.

8. Anonymität und Diskretion: Familienstiftungen bieten die Möglichkeit, Vermögen diskret zu verwalten und die Privatsphäre der Familie zu wahren, Stiftungsdokumente und Transaktionen sind in der Regel nicht öffentlich zugänglich.

9. Erfüllung philanthropischer Ziele: Familienstiftungen können dazu genutzt werden, philanthropische Ziele zu verfolgen und einen positiven Beitrag zur Gesellschaft zu leisten, indem finanzielle Mittel für gemeinnützige Zwecke bereitgestellt werden.

10. Erziehung und Bildung: Familienstiftungen bieten eine Plattform für die Vermittlung von Werten, ethischen Grundsätzen und finanzieller Bildung an nachfolgende Generationen, indem sie diese aktiv in die Verwaltung und Entscheidungsfindung einbeziehen.


Vorsicht bei der Stiftungsgründung: Mögliche Nachteile und Risiken

Trotz ihrer vielen Vorteile sollten Stiftungen sorgfältig geplant und strukturiert werden:

1. Rechtsform: Die Wahl der richtigen Stiftungsform sowie die individuelle Ausgestaltung ist entscheidend. Es gibt verschiedene Arten von Stiftungen (z.B. gemeinnützige oder private, selbstständige und unselbstständige), die in Ihrer Organisation und rechtlichen Struktur sehr unterschiedlich sind. Eine umfangreiche und professionelle Beratung ist deshalb dringend angeraten.

2. Zweckbestimmung: Der Zweck als fundamentaler Teil der Stiftung sollte klar definiert sein, um Missbrauch und Ungenauigkeiten sowie Auslegungsschwierigkeiten zu vermeiden. Insbesondere mit Blick auf die seit der Gesetzesnovelle 2023 im BGB verankerte Pflicht der Stiftungsaufsicht sich am tatsächlichen oder mutmaßlichen Willen des Stifters zu orientieren.

3. Staatliche Rechtsaufsicht: Familienstiftungen unterliegen in den meisten deutschen Bundesländern der jeweilig zuständigen Stiftungsaufsicht. Die Intensität der staatlichen Aufsicht ist in den verschiedenen Bundesländern sehr unterschiedlich ausgeprägt. Nach Neufassung des Stiftungszivilrechts im BGB bedarf es gegebenenfalls der behördlichen Mitwirkung in Form von Genehmigungsvorbehalten bei gewissen Entscheidungen der Stiftung.   

4. Unzureichende Planung und Strukturierung: Eine unzureichende Planung und Strukturierung der Stiftung kann zu rechtlichen Problemen, ineffizienter Vermögensverwaltung und internen Konflikten führen. Es ist ratsam, sich vor der Gründung einer Stiftung von erfahrenen Fachleuten beraten zu lassen, um sicherzustellen, dass die Stiftung ordnungsgemäß strukturiert ist und die Bedürfnisse und Ziele des Stifters erfüllt.

5. Fehlende Flexibilität: Eine zu starre Stiftungsstruktur kann zu Problemen führen, insbesondere wenn sich die Umstände ändern oder neue Anforderungen entstehen. Es ist wichtig, dass die Stiftung eine gewisse Flexibilität aufweist, um auf veränderte Bedingungen reagieren zu können, z.B. durch die Möglichkeit, die Stiftungssatzung anzupassen.

6. Missbrauch und Intransparenz: Stiftungen können potenziell missbraucht werden. Es ist wichtig, dass bei Gründung und Verwaltung einer Stiftung hohe Standards an Transparenz und Compliance eingehalten werden.

7. Risiko von Rechtsstreitigkeiten: Rechtsstreitigkeiten können auftreten, wenn die Interessen verschiedener Beteiligter innerhalb der Stiftung nicht ausreichend berücksichtigt werden oder wenn es Unstimmigkeiten bezüglich der Interpretation der Stiftungssatzung gibt. Es ist ratsam, klare Regelungen und Mechanismen zur Konfliktlösung in die Stiftungsdokumente aufzunehmen, um das Risiko von Streitigkeiten zu minimieren.

8. Haftungsrisiken für Verwalter und Aufsichtsorgane: Die Verwalter und Aufsichtsorgane einer Stiftung tragen die Verantwortung und können im Fall von Fehlverhalten oder Pflichtverletzungen haftbar gemacht werden. Es ist wichtig, dass Verwalter und Aufsichtsorgane ihre Aufgaben gewissenhaft wahrnehmen und sich über ihre rechtlichen Pflichten im Klaren sind. Gegebenenfalls sollten sie sich durch Haftpflichtversicherungen (D&O) oder andere Absicherungsmaßnahmen schützen.


Fazit

Insgesamt bietet die deutsche Familienstiftung eine Vielzahl von Vorzügen, die Familien bei der langfristigen Vermögenssicherung und -verwaltung unterstützen können. Von Steuervorteilen über Asset-Schutz bis hin zur generationsübergreifenden Vermögensübertragung bietet sie eine strukturierte und flexible Lösung für vermögende Familien. Es ist daher wichtig, die potenziellen Nachteile, wie etwa die komplexen rechtlichen Anforderungen und die begrenzte Flexibilität bei der Vermögensverwaltung, zu kennen.

Letztendlich ist die Entscheidung für oder gegen eine Familienstiftung eine individuelle, die sorgfältig abgewogen werden sollte. Familien sollten sich eingehend beraten lassen und ihre langfristigen Ziele und Bedürfnisse berücksichtigen, um festzustellen, ob eine deutsche Familienstiftung das passende Instrument für sie ist.

Wir beraten Sie gerne in allen Fragen rund um das Thema Stiftungen und Unternehmensnachfolge und helfen Ihnen, die für Sie und Ihre Familie optimale Lösung zu finden.



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Foto(s): https://unsplash.com/de/fotos/mann-der-durch-den-weg-geht-Ns-BIiW_cNU

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