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Frührente: Wie können Sie früher in Rente gehen?

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Frührente: Wie können Sie früher in Rente gehen?

Experten-Autor dieses Themas

Wer viele Jahre gearbeitet hat, beschäftigt sich früher oder später mit der Frage, ab wann man seine wohlverdiente Rente beziehen kann. Auch die Frage der Möglichkeiten, wie man seinen Ruhestand möglichst früh genießen kann, taucht bei vielen auf. Vor allem, wenn man bedenkt, dass die Regelaltersrente gemäß § 235 SGB VI (Sozialgesetzbuch, Sechstes Buch) auf 67 Jahre ansteigt.

In diesem Ratgeber soll Licht ins Dunkel zur Frage der früheren gesetzlichen Rente gebracht werden. Es gibt viele verschiedene Arten von Altersrente (§ 33 SGB VI). Dazu gehört beispielsweise die Regelaltersrente, die Altersrente für langjährig Versicherte, die Altersrente für schwerbehinderte Menschen oder auch die Altersrente für besonders langjährig Versicherte. Der Begriff Frührente ist dabei weitverbreitet und wird für verschiedene Rentenmodelle verwendet. Eine gesetzliche Definition für das Wort Frührente gibt es aber nicht. Auch ein eigenes Rentenmodell ist die sogenannte Frührente nicht. Der Begriff Frührente wird umgangssprachlich meist im Zusammenhang mit dem Modell der „Rente mit 63“ beziehungsweise für die „vorgezogene Altersrente“ verwendet. Deshalb wird im heutigen Ratgeber ebenso der übliche Sprachgebrauch benutzt und der vorzeitige beziehungsweise vorgezogene Rentenbeginn hier ganz allgemein Frührente genannt.

Ab wann kann man vorzeitig in Rente gehen?

Um in Frührente – also vor Erreichen des staatlich geregelten Rentenalters in den Ruhestand – gehen zu können, gilt vor allem: Sie müssen eine Mindestzeit in die Rentenversicherung eingezahlt haben.

Früher in Rente gehen kann man grundsätzlich – auch mit Abzügen – höchstens vier Jahre vor dem Eintritt der gesetzlichen Regelaltersgrenze. Der folgenden Kurzübersicht können Sie Ihr aktuell reguläres Renteneintrittsalter und das Jahr, in dem der Ruhestand eintritt, entnehmen:

Kurzübersicht der Regelaltersgrenze

(Stand 2024)

Geburtsjahr

regulärer Renteneintritt in Jahren

Jahr der regulären Altersrente

1958

66

2024

1959

66 + zwei Monate

2025/2026

1960

66 + vier Monate

2026/2027

1961

66 + sechs Monate

2027/2028

1962

66 + acht Monate

2028/2029

1963

66 + zehn Monate

2029/2030

1964 oder später

67 Jahre

2031 oder später

Gibt es die Rente mit 60?

Gemeint ist hier § 237 Sozialgesetzbuch, Sechstes Buch: Altersrente wegen Arbeitslosigkeit oder nach Altersteilzeitarbeit. Dieser Paragraf gilt aber nur für den Personenkreis, der jetzt sowieso schon in Rente ist, also vor dem 1. Januar 1952 geboren wurde. Deshalb werden Sie, lieber Leser, an dieser Stelle nicht mit unzähligen Vorschriften, Fassungen oder Ausführungen gelangweilt.

Was gilt bei der vorzeitigen Rente mit 63?

Zum Zeitpunkt des Entstehens dieses Ratgebers (Frühjahr 2023) wird in der Ampelkoalition hitzig über das neue gesetzliche Rentenpaket diskutiert. Einige Kabinettsmitglieder wollen die Rente mit 63 stark beschränken– und nur noch für Geringverdiener ermöglichen –, andere wollen die Möglichkeit der Frührente mit 63 sogar ganz abschaffen. Denn dieses Modell sei „sehr teuer“ und schade dem Arbeitsmarkt. „Die Rentenkosten müssen runter.“*

Doch noch sind längst nicht alle Messen gesungen und es bleibt abzuwarten, unter welchen Bedingungen das Rentenpaket verabschiedet werden wird. Wie auch schon bei der eingangs erwähnten Frührente ist der Begriff Rente mit 63 keine gesetzliche Definition. Vielmehr ist damit üblicherweise die vorgezogene Altersrente für langjährig Versicherte gemeint. Die langjährig Versicherten können 35 Versicherungsjahre nachweisen.

Bei der lang ersehnten Rente mit 63 Jahren gilt jedoch zu beachten: Je größer der Abstand zum regulären Renteneintrittsalter (67) ist, desto mehr finanzielle Verluste muss man in Kauf nehmen. Denn bei der Berechnung der Frührente werden für jeden Monat vorgezogener Altersrente dauerhaft 0,3 % der Altersrente abgezogen. Das kann einige Hundert Euro ausmachen. Wer beispielsweise 1964 oder später geboren wurde, muss bei einem Renteneintrittsalter von 63 Jahren mit Abzügen in Höhe von 14,4 % rechnen.

* Tagesschau online: Streit um Rentenpaket II. FDP-Politiker fordern Einschränkung der Rente mit 63. 12.05.2024.

Kurzübersicht: Höhe der möglichen Abzüge bei der Berechnung der Frührente für langjährig Versicherte

Geburtsjahr

regulärer Renteneintritt in Jahren

mögliche Abzüge in %

1958

66

10,8

1959

66 + zwei Monate

11,4

1960

66 + vier Monate

12

1961

66 + sechs Monate

12,6

1962

66 + acht Monate

13,2

1963

66 + zehn Monate

13,8

1964 oder später

67 Jahre

14,4

Wann kann man nach 45 Beitragsjahren vorzeitig in Rente?

Wer ganze 45 Beitragsjahre hinter sich hat, gilt als besonders langjährig Versicherter. Wie auch bei der Rente mit 63 (langjährig Versicherte), können die besonders langjährig Versicherten früher in Rente gehen. Nach derzeitiger Gesetzeslage kann beziehungsweise konnte nach 45 Versicherungsjahren vorzeitig mit 63 Jahren abschlagsfrei in Rente gehen, wer vor 1953 geboren wurde. 

Da das Rentenalter schrittweise weiter angehoben wurde und wird, kann derzeit derjenige, der 1964 oder später geboren wurde, auch nach 45 Versicherungsjahren nun erst mit 65 Jahren abschlagsfrei früher in Altersrente gehen. Wenn Sie Abschläge (siehe vorstehende Kurzübersicht) in Kauf nehmen, ist dies natürlich auch schon mit 63 Jahren möglich.

Wann müssen Sie die Frührente beantragen?

Um die vorzeitige Altersrente zu erhalten, müssen Sie diese bei der Deutschen Rentenversicherung zwingend beantragen. Sie erhalten auch Ihre Regelaltersrente nicht automatisch, wenn Sie das Rentenalter erreichen.

Um Versorgungslücken zu vermeiden, wird empfohlen, den Rentenantrag bereits sechs Monate vor dem Beginn der Rente oder Frührente zu stellen. Mindestens jedoch drei Monate vorher, denn es gibt die sogenannte 3-Kalendermonatsfrist: Das ist die Antragsfrist, bis zu der der Rentenantrag eingegangen sein muss (§ 99 Absatz 1 SGB VI).

Beantragen Sie die Rente später, wird auch erst ab dem Datum der Antragstellung gezahlt.  Dabei ist entscheidend, an welchem Tag der Rentenversicherung Ihr Antrag zugestellt wurde, also dort eingegangen ist. Den Antrag können Sie in Papierform auf dem Postweg stellen, indem Sie die Formulare ausdrucken und ausfüllen, oder online.

Welche Unterlagen werden für den Antrag auf Frührente benötigt?

Für den Rentenantrag brauchen Sie verschiedene Nachweise und Unterlagen. Dazu gehören beispielsweise:

  • Nachweise über Berufsausbildung(en)
  • Lehrvertrag und Gesellenbrief
  • Nachweise über Zeiten, in denen Sie arbeitslos waren
  • Geburtsurkunden von Kindern
  • Personalausweis (Identitätsnachweis)
  • Rentenversicherungsnummer
  • Steuer-ID

Es empfiehlt sich, wichtige Unterlagen schon vorher zusammenzutragen und gesondert aufzubewahren, um später fristgerecht den Rentenantrag stellen zu können.

Welche Voraussetzungen müssen für eine vorzeitige Rente vorliegen?

Die verschiedenen Voraussetzungen für einen Anspruch auf Frührente finden sich in den folgenden Paragrafen des Sozialgesetzbuchs (SGB VI):

§ 36 Altersrente für langjährig Versicherte

„Versicherte haben Anspruch auf Altersrente für langjährig Versicherte, wenn sie

1. das 67. Lebensjahr vollendet und

2. die Wartezeit von 35 Jahren erfüllt

haben. Die vorzeitige Inanspruchnahme dieser Altersrente ist nach Vollendung des 63. Lebensjahres möglich.“

§ 38 Altersrente für besonders langjährig Versicherte

„Versicherte haben Anspruch auf Altersrente für besonders langjährig Versicherte, wenn sie

1. das 65. Lebensjahr vollendet und

2. die Wartezeit von 45 Jahren erfüllt

haben.“

§ 37 Altersrente für schwerbehinderte Menschen

„Versicherte haben Anspruch auf Altersrente für schwerbehinderte Menschen, wenn sie 

1. das 65. Lebensjahr vollendet haben,

2. bei Beginn der Altersrente als schwerbehinderte Menschen (§ 2 Abs. 2 Neuntes Buch) anerkannt sind und

3. die Wartezeit von 35 Jahren erfüllt haben.

Die vorzeitige Inanspruchnahme dieser Altersrente ist nach Vollendung des 62. Lebensjahres möglich.“ 

Wie viel darf man bei der Frührente hinzuverdienen?

Hier kommt zum Abschluss dieses Beitrages eine sehr erfreuliche Nachricht: zum 1. Januar 2023 wurden die Grenzen des Hinzuverdienstes für vorgezogene Altersrenten in den alten und neuen Bundesländern aufgehoben. Das bedeutet, Sie können weiterarbeiten und erhalten unabhängig von der Höhe des Einkommens Ihre volle Rente.

Foto(s): ©Adobe Stock/ivanko80

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