Holzofengate-Skandal mit Subventionierung des dreifachen Ausstoßes von Treibhausgasen - Teil 2
- 16 Minuten Lesezeit
Ganz im Einklang mit der Werbung für Holzöfen und Pelletheizungen befürwortet das Bundeslandwirtschaftsministerium mit dem eigenen Lobbyverein "Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe - FNR" unter Führung eines Abteilungsleiters des Ministeriums immer noch Holzverbrennung in jeglicher Größenordnung. Die Zitate finden Sie in der Quellensammlung auf unserer Webseite.
Dabei fordert die internationale Klimawissenschaft seit Jahren ein Ende der Nutzung des klimaschädlichsten aller Brennstoffe, wie mit einem offenen Brief des Erstunterzeichners Prof. Dr. Wolfgang Lucht, Leiter der Forschungsabteilung Erdsystemanalyse des Potsdamer Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) und weiteren 800 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern praktisch aller namhaften Institute an die EU Kommission. Unter den Unterzeichnern finden sich bekannte Forscher, wie der Nobelpreisträger Werner Arber und hochprämierte Wissenschaftler wie Simon Levin, Princeton, und Steven Berry, Yale Universität.
Unter der neuen Bundesumweltministerin Steffi Lemke wird die tatsachenfremde Position ihrer Vorgängerin an selbiger Stelle ins genaue Gegenteil korrigiert: "Heizen mit Holz ist entgegen der weit verbreiteten Meinung nicht klimaneutral. Die Holzverbrennung produziert neben Feinstaubemissionen auch CO2- und andere klimarelevante Emissionen wie Methan. Pro produzierter Wärmeeinheit sind die CO2-Emissionen sogar höher als bei fossilen Energieträgern wie Kohle oder Gas. Der Idee einer klimaneutralen Energie, die aus Holz gewonnen wird, liegt der Gedanke einer nachhaltigen Waldnutzung zugrunde: Die Vorstellung ist, dass die CO2-Emissionen aus der Verbrennung durch die jährlichen Einbindungen von Kohlenstoff in Waldholz insgesamt ausgeglichen werden. Hierbei wird die vereinfachende Annahme getroffen, dass die durch den Wald erfolgenden Kohlenstoff-Einbindungen zum Ausgleich der CO2-Emissionen der Holzverbrennung zur Verfügung stehen. Diese Kohlenstoff-Einbindungen finden aber unabhängig von der Holzverbrennung statt und sollten besser zum Ausgleich anderer, nicht vermeidbarer CO2-Emissionen genutzt werden."
BMUV: Heizen mit Holz
Nach diesen Erkenntnissen, bzw. der Beseitigung der lobbygetriebenen Irreführung des Bundesministeriums stellt sich nunmehr die Frage, wann in logischer Konsequenz auch ein genau diesem Ausstoß entsprechender CO2-Preis für Brennholz - auch das privat erzeugte - und Holzpellets genau wie einer Energiesteuer eingeführt wird, sowie eine an die Sätze anderer klimaschädlicher Brennstoffe angepasste Umsatzsteuer von 19%, wie es mit weiteren Sofortmaßnahmen zur Reduktion der Natur- und Gesundheitsschäden schon unsere Forderung in Teil 4 der Serie ist.
Nichtsdestotrotz hat die zuletzt wegen Zerstörungen an den Wäldern des FFH-Schutzgebiets Montabaurer Höhe mit Strafanzeigen gegen ihre Verantwortlichen in die Kritik geratene Landesforsten Rheinland-Pfalz am 17.12.21 öffentlich erklärt, mit Pelletheizungen "klimaneutral" werden zu wollen.
Auch im Widerspruch zu der Fortsetzung der Irreführung auf Länderebene hatte der Präsident des Umweltbundesamts das Ende der gesundheits- und naturschädlichen Holzheizungen gefordert. Wir hatten die wissenschaftlichen Quellen zu diesen Feststellungen der Wissenschaft in der früheren Version dieses Artikels und in der erläuterten Quellensammlung zu Teil 1 der Artikelserie bereits dargestellt.
Dass Klimaneutralität mit Holzverbrennung offensichtlich unmöglich ist, folgt zunächst aus der Tatsache, dass bei jeder Verbrennung CO2 anfällt, wenn das CO2 nicht direkt aus dem Abgas wieder gebunden würde. Dafür gibt es derzeit keine nutzbare Technologie. Als weitgehend "klimaneutral" können also nur Wege einer Energieerzeugung bezeichnet werden, bei denen der Anfall von CO2 für den Bau der Kraftwerksanlagen im Ergebnis nicht systemisch bedingt und relevant ist, wie bei Stromheizungen (Wärmepumpen), die Solar- und Windstrom nutzen.
Zudem gibt es für den einzig und alleine relevanten CO2-Gehalt in der Atmosphäre keinen logischen Zusammenhang zwischen Verbrennung von Holz und dem Wachsen von Bäumen. CO2 ist ein immer gleiches Molekül. Jede andere Darstellung mit imaginären Glaskuppeln oder "Kreisläufen" in der Atmosphäre ist unsinnig. JEDE Verbrennung erhöht den CO2-Gehalt in der Atmosphäre, Es kommt also nicht auf die Herkunft des Brennstoffs an, sondern einzig und allein auf die Effektivität des Brennstoffs, weil sie die Höhe des CO2-Ausstoßes in die Atmosphäre bestimmt.
Schon rein naturwissenschaftlich (chemisch) betrachtet, sind diese Aussagen bemerkenswert falsch, zumal für die gleiche Wärmeenergie deutlich mehr Holz als Gas oder Heizöl verbrannt werden muss, so dass nach einer Veröffentlichung des Schweizer Bundesumweltamts, genau wie nach Messungen anderer wissenschaftlicher Einrichtungen mit Holzverbrennung mindestens 60 Prozent mehr CO2 für die gleiche Wärmemenge ausgestoßen wird.
Umstieg von Gas auf Holz erhöht CO2-Ausstoß um mindestens 60 %
Pro Kilowattstunde fallen nach verschiedenen wissenschaftlichen Veröffentlichungen durch Holzverbrennung 390g CO2, bei Verbrennung von Gas zwischen 200g bei Biogas und 240 g bei Raffineriegas an. Alle weiteren Brennstoffe wie Öl und Kohle verursachen einen Ausstoß zwischen diesen Werten.
Steigt man also auch von Erdgas- auf Holzverbrennung um, erhöht man den Ausstoß von CO2 aus der Verbrennung zwingend zumindest um 60%. Dazu kommt zigfach klimaschädliches Methan im Abgas, als Ausdünstungen der Holzlager und aus den trocknenden Böden ausgedünnter Wälder. Diese einzig relevante, chemische Tatsache bestätigt jetzt auch das Bundesumweltministerium.
Die zugrundeliegende Quellenauswertung mit Verlinkungen zu den Analyseergebnissen der staatlichen Stellen finden Sie auf der Kanzlei-Webseite .
– Irreführende Werbung für Holzverbrennung als „nachhaltig“ und „klimaneutral“ trotz maximalem CO2-Ausstoß - Update
Die Holzverbrennungslobby begründet die von Regierungsseite geechoten Werbeaussagen häufig mit Methanemissionen bei der Förderung von Erdgas und den hohen Aufwand bei der Förderung von Erdöl.
Um den chemischen Nachteil der Holzverbrennung auszugleichen, müssten bei der Förderung von Erdgas allerdings 20% in die Atmosphäre entweichen. Dies erscheint bei modernen Förderanlagen und trotz aller Unfälle schwer erreichbar. Untersuchungen schätzen die Verluste allerdings nur auf 3 bis 6 Prozent, wie das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) mit dem höheren Wert.
Hinzu kommt der Energieaufwand für die aufwendige Verarbeitung und den Transport des ineffizienten und sehr schweren Energieträgers Holz. Dieser wurde in wissenschaftlichen Untersuchungen mit nicht weniger als 20% des CO2 - Ausstoßes errechnet. So wird Holz für die Produktion von Holzpellets zunächst wiederum mit zusätzlicher Verbrennung getrocknet.
Für die konkrete Werbeaussage, man könne bei einem Umstieg von Erdgasverbrennung auf Holzverbrennung den CO2-Ausstoß mindern, müsste der Ausstieg zudem logisch nicht nur die Abschaltung der Gasheizung oder des Gaskraftwerks zur Folge haben, sondern die Abschaltung sämtlicher Förderanlagen und Pipelines, sofern sich die Gasfelder verschließen lassen. Denn auch bei geringerer Entnahme aus dem Gashahn würden die Verluste des Gesamtsystems dennoch weiter verursacht. Ein weiterer logischer Fehler.
Der mehrfach hinkende Systemvergleich mit Fossilbrennstoffen
Die Aussage ist also auch solange nicht nur zu 15% sachlich falsch, sondern mindestens zu den vollen 60%, um die sich der Ausstoß bei jedem aktuell vorgenommenen Umstieg von Erdgas auf Holzverbrennung erhöht. Bei der Klimawirkung des erzeugten Ausstoß von Klimagasen über Holzverbrennung spricht der führende Klimawissenschaftler Wolfgang Lucht (PIK Potsdam) wie die weitere internationale Klimawissenschaft sogar von dem insgesamt dreifachen Ausstoß gegenüber der Nutzung von Erdgas. Ein sehenswerter Beitrag des ARD-Wirtschaftsmagazins Plusminus mit Experteninterviews fasst die mehrfach zerstörenden Wirkungen der Holznutzung anschaulich zusammen.
Für eine effektive Beendigung von Methanverlusten aus Förderanlagen und Pipelines müssten die Erdgassysteme dagegen vollständig stillgelegt werden. Denn Verluste fallen unabhängig vom Umfang der Nutzung an. Der Ausstieg eines bestimmten Prozentsatzes von Haushalten ändert an den Verlusten aus Förderanlagen und Pipelines nichts.
Dabei werden Lieferterminals für deutlich umweltschädlicheres US-Gas aus Fracking-Förderung und Erdgas aus dem Nahen Osten mit Unterstützung der immer noch gleichzeitig Holzverbrennung subventionierenden Bundesregierung bekanntlich gerade weiter ausgebaut, weil nahezu klimaneutrale Energieerzeugung mit Windkraft und Solar mit Speichern infolge von irrationalen Blockaden der letzten Bundesregierung, ihrer maximalen Förderung der steinzeitlichen Energieerzeugung mit Holz und fehlendem Engagement der Industrie nicht hinreichend fortgeschritten ist.
Welche Waldökosysteme sollen diesen politisch zumindest auf Jahrzehnte programmierten Ausstoß von Klimagas kompensieren, wenn sie gleichzeitig mit massiver staatlicher Förderung noch klimaschädlicher verbrannt anstatt renaturiert und für die CO2-Bindung optimiert werden?
Wärmepumpen sind alternativlos
Wer sich klimafreundlich verhalten will, sollte daher aus den vielfältigen Technologien zur Nutzung von Wärmepumpen und Geothermie möglichst schnell ein passendes Heizsystem für Wohnräume und Warmwasser zusammenstellen. Die teils bewusst irreführende, offenbar immer noch laufende "Beratung" zu Holzverbrennung resultiert entweder aus überholten Daten zu der einzig zukunftsweisenden Technik oder aus gezieltem lobbygetriebenen Fake. So bedeuten Wärmepumpen für die Schornsteinfegerei ein Totalausfall und infolge kaum nötiger Wartungsleistungen für Installationsbetriebe eine massive Umsatzeinbuße.
Das ist aber nicht ihr einziger Vorteil für Verbraucher/innen:
Nach durchgehender Praxiserfahrung gibt es keine günstigere Möglichkeit der Wärmeerzeugung als mit Wärmepumpen, die aufgenommene elektrische Energie mehrfach in Wärme umwandeln. Kombiniert mit der eigenen Stromerzeugung aus Photovoltaik lässt dies für Einfamilienhäuser eine fast kostenfreie Energienutzung für 10 Monate pro Jahr zu.
Auch die immer noch kursierenden Behauptungen, die Technologie sei nur für Neubauten geeignet, sind längst überholt. Dazu gibt es vor allem für kleinere Häuser und Wohnungen ebenfalls sehr effektive und dennoch überraschend preiswerte Luft-Luft-Wärmepumpen, bei denen ein Außengerät bis zu fünf Innenräume heizen kann.
Statt eines zusätzlichen, auch extrem gesundheitsschädlichen Holzofens kann einfach die bestehende Gasheizung für die immer selteneren, extremen Kältetage bleiben.
Der angebliche Stoffkreislauf - eine CO2-Sackgasse in der Atmosphäre
"Das Heizen mit Pellets ist klimaneutral, da bei der Verbrennung nur die CO₂-Menge freigesetzt wird, die der Baum während des Wachstums aufgenommen hat."
Mit dieser typischen Aussage, dem immer wiederholten scheinlogischen Argument der Holzverbrennungslobby wirbt auch aktuell das Unternehmen KSE Energie GmbH unter dem Slogan "von Kirche für Kirche".
Dass diese Argumentation als systematische Rechtfertigung für die Behauptung nicht ausreicht, wird daran deutlich, dass auch fossile Brennstoffe wie aus organischem Material, vorwiegend Pflanzen stammen, die vor Urzeiten in Böden verarbeitet wurden. Dies wäre dann auch ein Kreislauf - nur mit anderer zeitlicher Dimension.
Daher ist zunächst festzulegen, was in der heutigen Situation der progressiv fortschreitenden Klimaveränderung überhaupt objektiv als „klimaneutral“ bezeichnet werden kann:
So wird die Anreicherung von klimaverändernden Gasen aktuell durch das Auftauen von Permafrostböden mit wohl kaum abschätzbaren Mengen an gebundenem, hochaktivem Klimagas Methan und das Abschmelzen des vor allem für unser Klima bestimmenden Polareises nochmals beschleunigt. Durch die eskalierenden Entwicklungen kommen Klima und Ökosysteme irreversiblen Zuständen nach Kipppunkten immer näher. Die Klimaveränderungen können nach den Ergebnissen aller Forschenden der international führenden Klimainstitute überhaupt nur noch mit radikalen Veränderungen gebremst werden.
Was also nach dem Überschreiten der Kipppunkte theoretisch wieder durch Wälder – sofern sie dann überhaupt noch existieren – der Atmosphäre entzogen werden kann, kann für eine Klimabilanz eines Brennstoffs nur logisch irrelevant sein.
Genauso wenig hilft es einem Brennstoff, egal ob fossil oder "biogen", „frisch“ und „lokal erzeugt“, wann das darin enthaltene CO2 der Atmosphäre entnommen wurde. Weder kann es für die Zusammensetzung der Atmosphäre nach einfachster Logik relevant sein, aus welchem Verbrennungsprozess das immer identische CO2-Molekül stammt, noch wann dieses Molekül vor seiner Erzeugung im Feuer von welcher Pflanze einmal gebunden wurde.
Denn damit verbesserte ein Baum die Atmosphäre vor 50 Jahren oder 50 Mio. Jahren. Aber beides ist in gleicher Weise logisch irrelevant, weil es auf die aktuelle Veränderung der Atmosphäre ankommt. Also kann zwingend nur die bestmögliche Verringerung des CO2-Ausstoßes bei der Energieerzeugung relevant sein.
In der Atmosphäre gibt es kein CO2-Guthaben aus Holz, das man mit der Pelletheizung "abrufen" kann. Vielmehr nimmt man mit der Holzverbrennung einen zusätzlichen CO2-Kredit auf, genau wie mit jedem anderen Ausstoß. Ein Anstieg der Nutzung des ineffektivsten Energieträgers um nur 3% würde nach den Berechnungen der Wissenschaftseinrichtungen zum Klima die weltweite Abholzung und Waldzerstörung verdoppeln, worauf die Wissenschaft in dem Eingangs genannten Brief an die EU-Kommission auch hinwies.
Treibhaus-Turbo mit Holzverbrennung über Methanausgasung geschädigter Waldböden
Hinzu kommt eine massive Erhöhung der Methanemissionen aus den Böden der geschädigten Wälder, die in der Klimabilanz nicht vergessen werden darf. Werden Wälder trotz der in Intensität und Dauer stark zunehmenden Dürren ausgedünnt und Biotopholz (Totholz) abgeräumt, anstatt mit nachwachsenden Laubbäumen zu verdichten und sie so zu renaturieren, verstärkt das die Zersetzung des im Boden gespeicherten Kohlenstoffs, der als 25fach klimaschädlichere Methangas freigesetzt wird. In den Waldböden ist deutliche mehr Kohlenstoff gespeichert als in den Bäumen darüber. Dagegen würden dichte Laubwälder aus möglichst alten Bäumen nicht nur die Kohlenstoffsenke im Boden schützen, sondern sie mit jährlich mit immensen, kompostierender Biomasse aus Blättern weiter aufbauen.
Relevant ist ausschließlich, in welcher Menge CO2 an die Atmosphäre abgegeben wird.
Aufgeklärt ist dieser Trugschluss einer Klimaneutralität schon lange. So erkannte der Sachverständigenrat für Umweltfragen schon 2012 nach Berichten, dass bei der logisch fehlerhaften Betrachtung die wegfallende weitere CO2-Bindung der gefällten Bäume bzw. CO2-Senkung aus Biomasse im Boden vollständig unberücksichtigt bleibt. Deswegen kann auch das Ergebnis nur falsch sein.
Zuletzt vermeldete die Forschung eine drastische Abnahme der CO2-Bindungsleistung der deutschen Wälder. Selbst die gesamte Waldbiomasse der deutschen Wälder nahm nach Feststellung des Thünen Instituts für das Stat. Bundesamt ab. Zudem wurde nachgewiesen, dass die finnischen Wälder nach Jahren der Überausbeutung sogar mehr CO2 und Äquivalente anderer Klimagase emittieren als binden. Identische Ergebnisse meldet die Forschung aus Schweden, das ebenfalls in großem Stil ganze Waldgebiete kahlschlägt, die dann auch hierzulande direkt in Holzkraftwerken und Holzpellets landen.
Das Ziel der Rettung eines lebenswerten Klimas wird mit Waldausbeutung und Holzverbrennung endgültig unerreichbar.
Durch ständige Wiederholung in Kampagnen verfestigter, wissenschaftsferner Lobby-Fake
Eine sehr lesenswerte Vertiefung mit Verweisen auf die wesentlichen wissenschaftlichen Studien findet man in dem Hintergrundpapier zu einem Filmbeitrag des ZDF mit dem Titel Wälder sind Kohlenstoffspeicher - Holzverbrennung ist nicht klimaneutral (Pierre L. Ibisch, Torsten Welle, Jeanette S. Blumröder, Jörg Sommer).
Da es den logischen Zusammenhang zwischen Erzeugung und Verbrennung nicht gibt, kann der Vergleichsmaßstab nur der Verzicht auf die Verbrennung oder eine alternative Verbrennung mit dem geringstmöglichen CO2-Ausstoß sein. Daher kann nicht einmal die (weniger klimaschädliche) Verbrennung von jährlich nachwachsendem Stroh als „klimaneutral“ bezeichnet werden, wenn das darin enthaltene CO2 statt Verbrennung über Kompostierung dauerhaft gebunden werden kann und stattdessen mit verbrennungsfreiem Windstrom geheizt wird.
Was also bei genauer Betrachtung wie ein absurder Scherz klingt, ist tatsächlich der Kern der scheinlogischen Behauptungen der Holzverbrennungslobby, darunter dem Bundesverband Bioenergie unter der früheren grünen Parteisprecherin Dr. Simone Peter, die versucht, das Wachsen von Bäumen und ihre Verbrennung in einen „geschlossenen Kreislauf“ zu bringen. Die Verbrennung von Holz solle allen Ernstes "CO2 einsparen"!
Nicht nur, dass Holz ein wertvoller Rohstoff ist und auch Sägereste oder Holzzuschnitt statt als Pellets klimaschädlich verheizt zu werden, beispielsweise zumindest im Innenausbau von (Passiv-)Häusern massiv klimaschädlichen Beton ersetzen können – also dann tatsächlich einen CO2-Ausstoß verhindern. Der Wald benötigt seine Biomasse dringend auch selbst. Da sie bei Verbrennung ständig entnommen und nicht zurückgeführt wird, ist der "Kreislauf" der Lobby auch dahingehend ganz logisch nur eine Einbahnstraße mit Ausbeutung der Ökosysteme.
So gehört zu den Lobbylügen die Gleichsetzung der ökologisch lebenswichtigen Kompostierung von Totholz und anderer Biomasse im Wald mit der Verbrennung - die "Verrottungslüge". Auch hier gibt es keine sachliche Grundlage. Denn tatsächlich bindet Totholz im Wald CO2 sogar deutlich länger als es über eine Verwendung im Bau oder in Möbeln möglich ist. Der Abbau erfolgt vor allem über eine CO2-Bindung im Boden. Auch das wissen alle besser, die mit ihrem Bioabfall und Holzabfälle im Garten sinnvollen Lebensraum in einem Komposthaufen schaffen und damit kohlenstoffreiche Pflanzerde erzeugen.
Die Zerstörung des wichtigsten Schutzpartners unserer elementaren Lebensgrundlagen in der Klimakatastrophe
Der Zusammenhang, dass Holz verbrannt werden muss, damit seine „Klimaneutralität“ gewahrt werden kann, klärt sich also schon nach kurzem Nachdenken als offensichtlicher Unsinn auf. Denn einen Zusammenhang zwischen Baumwachstum und Verbrennung gäbe es eben unter einer Betrachtungsweise, mit Horizonten weit vor der jetzigen Zivilisation - und nach der Klimakatastrophe mit ihrem Ende, wenn eine Selbst-Renaturierung der geschädigten und zu wesentlichen Teilen schon zerstörten Wälder weltweit wieder aufgehen könnte. Holzverbrennung wäre nur "klimaneutral", wenn sich trotz des Wegfallens der #CO2-Bindung gefällter Bäume und dem maximalen Ausstoß durch Verbrennung keine zusätzlicher Kohlenstoff als Kohlendioxyd in die Atmosphäre geblasen würde - also nie. "Nachhaltige Holzwirtschaft" gibt es wohl seit der Steinzeit nicht mehr, nachdem der Mensch mit massiven Abholzungen und der Zerstörung von Waldökosystemen begonnen hat. Es ist ein substanzloser Werbeslogan ohne realen Hintergrund. Holzverbrennung für Energie ist ein Irrsinn mit katastrophaler, maximaler Beschleunigung der Zerstörung von Lebensgrundlagen in der Klimakatastrophe.
Denn man verspielt damit gleichzeitig die Chance, die Folgen der Klimaveränderung durch lokale Maßnahmen entscheidend abzumildern. Naturwälder sind auch der einzige Schutz dagegen, nicht nur als globaler Faktor zur CO2-Bindung. So dämpfen dichte Laubwälder (vor allem Buchenwälder) aus großen Bäumen mit ihren riesigen Kronen Starkregen über Stunden ab, können so einerseits Überschwemmungen verhindern oder abmildern und andererseits die Wasseraufnahme in den Böden entscheidend erhöhen. Weniger Regenwasser fließt direkt auf den Böden ab. Der Grundwasserspiegel wird erhöht.
Man muss keine Studien lesen, um dies zu verifizieren. Es genügen Waldspaziergänge bei starkem Regen, nach langen Trockenphasen und bei Hitze. Deutlich merkt man den Zeitverzug des Regens, die größere Feuchte und die bei Hitze um fünf Grad und mehr verringerte Tageshöchsttemperatur. Damit kühlt und befeuchtet der Wald natürlich nicht nur sein eigenes Gebiet, sondern beeinflusst je nach Größe und Dichte auch seine Umgebung für Menschen und Tiere ganz entscheidend.
Außerdem haben Waldbiologie und Forstwissenschaften nachgewiesen, dass vor allem unsere heimischen Buchen Waldhumusschichten als Kohlenstoffsenke und Wasserspeicher aufbauen. Künstlich angepflanzte Exotenbäume wie Douglasien kennen keinen längeren Wassermangel und fördern die Austrocknung und Absenkung des Grundwasserspiegels. Aber gerade alte und viel CO2 bindende Buchen werden für Holzverbrennung systematisch ausgedünnt.
Holzverbrennung ist nicht nur extrem negativ klimawirksam, auch die weiteren elementaren Lebensgrundlagen saubere Luft (s. Teil 1), Trinkwasser, Mikroklima und Arten werden mit jedem in den schon ausgedünnten Forsten zerstört, anstatt sie für das Allgemeinwohl zu verdichten und zu neuen heimischen Laubwäldern zu renaturieren.
Genauso braucht auch ein gesunder Wald die Holz-Biomasse
Also darf auch das, was die kranken Wälder tatsächlich noch binden können, bei verantwortungsbewusster Berücksichtigung der Gemeininteressen auch nicht durch unnötige Holzheizungen "verblasen" werden. Die Zivilisation wird die CO2-Bindung der Wälder für den unverzichtbaren Ausstoß, z.B. beim Bau (wetterfester Beton) und die unvermeidbare Übergangsphase zur Klimaneutralität, wie bei der Luftfahrt brauchen. Stattdessen die Rohstoffe maximal klimaschädlich zu verbrennen und das auch noch staatlich aus Steuergeldern zu fördern, kann man tatsächlich nur als "Irrsinn" bezeichnen.
Ist die Behauptung "klimaneutral" für Holzheizungen und Holzbrennstoffe auch wettbewerbsrechtswidrig?
Das Wettbewerbsrecht untersagt die Verwendung jeglicher irreführender Werbeaussagen, die eine Kaufentscheidung entscheidend beeinflussen können.
Eine neue Heizung ist eine Investition für viele Jahre, unter Umständen Jahrzehnte.
Wer sich heute insbesondere für eine Pelletheizung entscheidet, muss sich schon wegen der Zusatzinvestitionen in Pelletlager und die nötigen Sicherheitsanlagen gegen Kohlenmonoxydvergiftung (Belüftung, Alarmsysteme) auf eine dementsprechend lange wirtschaftliche Nutzbarkeit verlassen können.
Zudem beeinflusst auch das allgemeine Umweltbewusstsein Kaufentscheidungen. Viele wollen nicht unter einer Belastung für die Atmosphäre leben, alleine wegen der Verantwortung für ihre Kinder und Enkel, denen massive Einschränkungen ihrer Lebensqualität durch Extremwetter wie Hitzewellen, Überschwemmungen und Wasserknappheit bevorstehen. Dazu kommen weltweit verknappte natürliche Ressourcen durch Dürren und die Notwendigkeit, davor Flüchtende unter eigenen Einschränkungen versorgen zu müssen.
Kaum ein Entscheidungsfaktor kann also bei dem als rechtlichem Standard vorausgesetzten, rationellen Verbraucherverhalten relevanter sein.
Niemand will zudem den Frieden in der Familie mit einer klimaschädlichen Pelletheizung riskieren, die man vor Kindern und Enkeln nicht rechtfertigen kann.
Können Werbelügen staatlich legitimiert werden?
Das Wettbewerbsrecht kann als Maßstab bei der Bewertung der Sachlichkeit von Werbeaussagen nur die objektiv feststellbaren, wissenschaftlich beweisbaren Tatsachen verwenden.
So halfen den Herstellern auch bei den als Vergleich gut tauglichen Werbelügen des Dieselgates bekanntlich die rechtfertigenden Vernebelungen aus Lobby und politischen Parteien, wie auch der Bundesregierung nicht als Rechtfertigung weiter. Am Ende mussten auch die autolobbyhörigen Bundesverkehrsminister Dobrindt und Scheuer nachgeben.
Ist Klimaschädlichkeit ein rechtlicher Mangel?
Auch dahingehend versuchten die PKW-Herstellerunternehmen in der über sie hereinbrechenden Flut an Schadensersatzklagen von Käufer/innen wegen der Verletzung der Schadstoffgrenzwerte und der systematischen, betrügerischen Täuschung über deren Einhaltung mit Abschaltvorrichtungen sehr ähnlich zur Holzverbrennungslobby zu argumentieren.
Denn solange Zuschüsse und Steuervorteile fließen, hätte ja niemand einen finanziellen Nachteil mit der eigenen Pelletheizung.
Doch absehbar ist, dass die Regierungen bei auch nur annähernder Umsetzung der Energiewende und der Verbesserung des Waldschutzes zumindest alle Subventionen für Holzverbrennung streichen müssen.
Dann wird es auch bei der Mängelhaftung entscheidend darauf ankommen, unter welchen Zusicherungen der Kauf zustande kam.
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